Megatrends verändern die Welt. Sie prägen das Leben der Menschen, ändern ihr Zusammenleben und erreichen alle Bereiche der Gesellschaft. Sie steuern somit auch die Kapitalflüsse und das Verhalten der großen Investoren. Die aktuellen Megatrends zu erkennen, ist auch für Privatanleger enorm wichtig, um Mehrwert zu generieren. Daher geht der Effecten-Spiegel in regelmäßigen Abständen auf die Megatrends des 21. Jahrhunderts und den sich daraus ergebenden Chancen für die Kapitalanlage ein.
John Naisbitt gilt als Erfinder der Megatrends. Er machte in den 1980er Jahren zehn Megatrends aus, darunter auch die Globalisierung, die bis heute wirkt und z.T. selbst neue Megatrends hervorgebracht hat. „Wo Trends ihren Ursprung haben, lässt sich oft kaum eindeutig beantworten. Vielfach bilden sie sich aus mehreren ähnlichen und gleichzeitig verlaufenden Phänomenen heraus, die sich im Laufe der Zeitgegenseitig verstärken“ , heißt es auf der Internetseite des „Zukunftsinstituts“ in Frankfurt am Main.
Fakt ist: Megatrends sind zentrale Treiber für die gesamte Lebens- und Arbeitswelt des Menschen. Sie wirken nicht nur auf den einzelnen Menschen, sondern auf allen Ebenen der globalen Gesellschaft: Wirtschaft, Politik, Wissenschaft, Kultur und Technik. Megatrends reichen immer bis in die Zukunft und können durchaus 50 bis 100 Jahre andauern. Aus diesem Grund beeinflussen sie auch die Kapitalanlage der Menschen. Auch große Vermögensverwalter wie BlackRock beschäftigen sich mit den Megatrends unserer Zeit, um „Anlagechancen zu identifizieren, die potenziell attraktive Risiko-Rendite-Profile bereitstel-len könnten“. Und egal, wie man die Trends bezeichnet oder klassifiziert, wichtig ist, ihre Wirkungsweise zu erkennen. Eine Schlüsselrolle unter den Megatrends kommt dem technologischen Fortschritt zu. Sein Ausprägungsgrad entscheidet über die Wirkungsweise der anderen Megatrends. Schon das 20. Jahrhundert erlebte eine enorme Beschleunigung beim technologischen Fortschritt und war durch eine Vielzahl bedeutsamer Erfindungen gekennzeichnet:
So wurde 1901 der Staubsauger erfunden. 1903 gelang der erste gesteuerte Motorflug, und schon 1969 betrat Neil Armstrong als erster Mensch den Mond. Das Fernsehen gibt es seit 1924, seit 1928 auch in Farbe. Zwei Jahre später wurde der elektrische Toaster erfunden, 1950 der erste erschwingliche Heimcomputer präsentiert. Seit 1963 gibt es die Digitalkamera und seit 1968 die erste Netzwerkverbindung zwischen zwei Computern. Bereits drei Jahre später konnte die erste E-Mail versandt werden. 1974 wurde in den USA durch Hewlett-Packard der erste programmierbare Taschenrechner vorgestellt, 1979 durch Sony und Philips die Compact Disc (CD) als digitaler Audiospeicher. Im selben Jahr brachte Sony den Walkman auf den Markt. Ab 1989 spielte die Welt Gameboy. Seit 1991 gibt es das World Wide Web. Im März 1997 wurde mit dem Neuen Markt eine eigene Handelsplattform für Technolo- gieunternehmen an der Börse geschaffen. Auch wenn der Trend richtig war, die Bilanzen der damaligen Internetfirmen waren es oft nicht. 2001 platzte die sog. Dotcom-Blase. Da war die Revolution aber schon in vollem Gange. Durch die Künstliche Intelligenz (KI) erreicht sie nun eine neue Dimension. Mit dem 21. Jahrhundert steht die Menschheit am Beginn eines neuen, multi-mobilen und digital vernetzten Zeitalters – der „vierten industriellen Revolution“ (Klaus Schwab, Gründer des Weltwirtschaftsforums). Der technologische Durchbruch ist der Schlüssel für alle anderen Entwicklungen und bewirkt, dass sich keiner der Megatrends isoliert vollzieht.
Das verdeutlicht auch der Megatrend „Silver Society“. UN-Prognosen zufolge wird die Weltbevölkerung bis 2030 um über 1 Mrd. Menschen anwachsen. Bis zum Jahr 2050 werden über 9,1 Mrd. Menschen auf unserem Planeten leben, bis zu 60 % davon werden über 60 Jahre alt sein. Denn durch einen höheren Lebensstandard, durch bessere medizinische Versorgung und bessere Arbeits- und Lebensbedingungen bleiben die Menschen länger gesund und werden immer älter. Das wird zu einer sich ändernden Nachfrage nach Konsumgütern, im Gesundheitswesen, Finanzsektor und im Dienstleistungsbereich führen.
So werden z.B. Roboter zunehmend Pflegearbeiten übernehmen oder generell den Arbeitskräftemangel ausgleichen müssen. Weitere relevante Themen des demografischen Wandels sind aber auch Verkehr und Versorgung. Die rasante Zunahme der Weltbevölkerung beschleunigt zugleich den Megatrend Klimawandel und „Neo-Ökologie“. Um den wachsenden Bedarf an Energie, Wasser und Lebensmitteln in Zukunft zu decken, müssen sich die Agrar- und Industrieproduktion noch innovativer mit dem Ziel entwickeln, Ressourcen zu sparen und das Klima zu schützen. In Zukunft werden Erneuerbare Energien die fossilen Brennstoffe ersetzen und pflanzenbasierte Ernährungsweisen die Massentierhaltung zurückdrängen. Erderwärmung, Wassermangel, Luftverschmutzung und Abfallentsorgung sind weitere zentrale Themen. Dieser Megatrend sorgt somit nicht nur für
eine Neuausrichtung der globalen Gesellschaft, sondern er verändert auch unternehmerisches Denken und Handeln. Die Weltbevölkerung wird bis 2050 nicht nur rasant anwachsen, sondern 75 % der Menschheit wird in Städten leben. Im Jahr 2018 war der Grad der Verstädterung (Urbanisierung) in Nordamerika am höchsten. Dort lebten 82,2 % der Bevölkerung in Städten. Die Vereinten Nationen zählten 2018 weltweit 33 Megacities, also Städte, in denen mehr als 10 Mio. Menschen leben. Die größte Megacity ist Tokio mit 37,5 Mio. Menschen, gefolgt von New Delhi mit 28,5 Mio. und Shanghai mit 25,6 Mio. Einwohnern. Doch der Megatrend Urbanisierung umfasst mehr als nur die Verschiebung von Lebensräumen. Städte werden zu kleinen Staaten mit eigener Administration und Infrastruktur. Sie sind nicht nur Brennglas neuer selbsterschaffener Probleme, sondern auch die Entwickler und Zentren innovativer Wohn- und Lebenskonzepte: von der Fortbewegung, über die Kommunikation, bis hin zum Zusammenleben.
Mit den neuen Megatrends ändern sich auch die Formen der Kriminalität. Während früher dicke Mauern und gute Schlösser genügten, um Unternehmen und Menschen zu beschützen, geht es heute um den sicheren Umgang und den Schutz von Daten. Digitale Sicherheit (Cyber Security) gehört zu den am schnellsten wachsenden Märkten weltweit. Denn die Abwehr von Kriminalität aus dem Netz wird für den einzelnen Menschen, die Unternehmen, aber auch für Staaten immer wichtiger und zu einer zentralen Herausforderung. Prognosen zufolge werden 2020 schon 50 Mrd. Dinge unseres alltäglichen Lebens mit dem Internet verbunden sein. In diesem Kontext werden spurenverwischende Dienste eine bedeutende Rolle spielen.
Branchen, Unternehmen oder Regionen mit Wachstumspotenzial zu erkennen, gehört zu den Erfolgsfaktoren bei der Anlageentscheidung. Denn die Geldströme folgen den Megatrends unserer Zeit. Der Effecten-Spiegel stellt daher in seinen nächsten Ausgaben interessante Anlagemöglichkeiten in den einzelnen Megatrends vor.
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