In den USA läuft die Berichtssaison auf Hochtouren. Angesichts der aktuell angespannten geopolitischen Lage zeigen sich die Werte so unterschiedlich wie ihre Branche selbst. Von Rekordhochs bis hin zu tiefroten Bilanzen ist alles dabei. Hier der US-Bilanz-Ticker:
Im vergangenen Geschäftsjahr hat T-Mobile US erneut von einem guten Neukundengeschäft profitiert und gibt sich entsprechend optimistisch für das lfd. Jahr 2025. Die Umsätze beliefen sich 2024 insgesamt auf 81,40 (78,56) Mrd. $. Auch nach Steuern verzeichneten die US-Amerikaner mit einem Gewinn von 11,34 (8,32) Mrd. $ ein deutliches Plus. 2025 soll die Zahl der Vertragskunden erneut um 5,5 bis 6 Mio. steigen. So viel habe man sich zum Beginn eines Jahres noch nie vorgenommen, hieß es vom Konzern. Im vergangenen Jahr waren es am Ende 6,1 Mio. neue Verträge.
Wer bei T-Mobile US bislang keine Gewinne abgesichert hat, sollte dies angesichts der jüngsten Rally durchaus in Betracht ziehen; (B+).
Für Robert „Kelly“ Ortberg läuft es nicht gut. Anfang August ist er als Chef von Boeing angetreten, um den US-Luftfahrtkonzern endlich aus der Krise zu führen – doch dies gestaltet sich schwieriger als gedacht. Der Umsatz ging im vergangenen Jahr erneut um 14 % auf 66,5 Mrd. $ zurück. Der Nettoverlust schnellte von –2,2 auf –11,8 Mrd. $ in die Höhe. Hinzu könnten nun noch Probleme mit dem neuen US-Präsidenten kommen: Denn Donald Trump hatte in seiner ersten Amtszeit als US-Präsident zwei neue Regierungsflugzeuge (Air Force One) bestellt. Der Umbau der Boeing 747-8 liegt aber mittlerweile nicht nur weit hinter dem Zeitplan zurück, sondern auch 2,7
Mrd. $ über Budget.
Boeing ist nach wie vor zu volatil; (B–).
Trotz erneutem Umsatzrückgang konnte Starbucks dank des umfassenden Restrukturierungsprogramms seine eigenen Erwartungen übertreffen. In den 3 Monaten bis Ende Dezember blieben die konzernweiten Erlöse mit 9,39 (9,43) Mrd. $ weitgehend stabil. Operativ fiel der Gewinn im 1. Quartal dennoch auf 1,12 (1,49) Mrd. $ zurück. Nach Steuern erzielte die Kaffeekette einen Gewinn von 780,8 Mio. $, nach 1,02 Mrd. $ im Vorjahr. Der neue Chef Brian Niccol, der seit August den Posten innehat, setzte auf eine Modernisierung der Filialen und eine strategische Neuausrichtung, um den starken Wettbewerb zu meistern. Er baute Arbeitsplätze ab und verbesserte die Servicegeschwindigkeit. Besonders in den Kernmärkten Nordamerika und China stand Starbucks zuletzt unter Druck.
Starbucks konnte sich in den vergangenen Monaten wieder fangen. Wer hier auf Nummer sicher gehen will, fährt Teilgewinne ein; (B+).
Der Werbebereich des Facebook-Konzerns Meta läuft weiter auf Hochtouren – das Geschäft mit digitalen Lösungen reißt jedoch weiterhin ein Milliardenloch in die Bilanz. Die Sparte Reality Labs, die vor allem für VR-Brillen bekannt ist, verbuchte im vergangenen Quartal operativ rote Zahlen von fast –5 Mrd. $, bei 1,08 Mrd. $ Umsatz. Dennoch konnte der Konzernumsatz im vergangenen Geschäftsjahr auf 164,50 (134,90) Mrd. $ gesteigert werden. Netto schoss das Ergebnis auf 62,36 Mrd. $ hoch, nach 39,09 Mrd. $ im Vergleichszeitraum. Für das lfd. 1. Quartal stellt Meta Erlöse zwischen 39,5–41,8 (36,46) Mrd. $ in Aussicht.
Bei Meta lässt man den Restbestand in aller Ruhe weiterlaufen; (B+).
Tesla hatte 2024 den ersten Rückgang der Auslieferungen seiner Elektroautos seit mehr als einem Jahrzehnt erlitten. Der von Tech-Milliardär Elon Musk geführte US-Hersteller lieferte knapp 1,79 Mio. Fahrzeuge an die Kunden aus. Das waren 19.355 weniger als 2023. Musk hatte einen leichten Anstieg in Aussicht gestellt. Dafür hätte Tesla aber im Schlussquartal noch 515.000 Autos zu den Kunden bringen müssen. Trotz einer Verkaufsoffensive wurden es am Ende nur 495.570 Fahrzeuge – immerhin ein Rekordwert. Der Umsatz legte im Berichtszeitraum zwar um 2 % auf 25,7 Mrd. $ zu, der Q4-Gewinn fiel allerdings um 71 % auf gut 2,3 Mrd. $. Auf Jahressicht stand ein Umsatz von 97,69 (96,77) Mrd. $ sowie ein Nettogewinn von 7,09 (14,99) Mrd. $ in der Bilanz.
Tesla profitiert aktuell vor allem von der Nähe zur US-Regierung. Auch hier gilt das Credo: Absichern und Gewinn einfahren; (B+).
Die anhaltend steigende Nachfrage nach Produkten für den Einsatz Künstlicher Intelligenz lassen den Computerhersteller IBM positiv auf das lfd. Jahr blicken. 2024 zog der Erlös bereinigt um Währungseffekte um 3 % auf 62,8 Mrd. $ an. Der um Sonderbelastungen bereinigte operative Gewinn kletterte um 9 % auf 11,2 Mrd. $ nach oben. Wegen milliardenschwerer Pensionsrückstellungen sackte der Überschuss indes um ein Fünftel auf 6,0 Mrd. $ ab. 2025 soll der bereinigte Umsatz um 5 % anwachsen.
IBM legt gerade einen wahren Run hin. Wer hier bereits Stücke hält, gibt diese nicht aus der Hand; (B+).
Wegen deutlich sinkender Versandmengen strafft der Versandhändler UPS sein Heimatgeschäft. Es sei eine mehrjährige Effizienzinitiative geplant, hieß es. U.a. sollen durch eine geringere Nutzung von Gebäuden, Fahr- und Flugzeugen konzernweit Einsparungen in Höhe von etwa 1 Mrd. $ erzielt werden. Im vergangenen Jahr fuhr UPS einen stabilen Umsatz von 91,1 Mrd. $ ein. Unter dem Strich stand ein Gewinn von 5,78 (6,71) Mrd. $ in der Bilanz. Angesichts der anhaltend herausfordernden Situation geht Konzernchefin Carol Tomé für 2025 derweil „nur“ von einem Umsatz von rd. 89 Mrd. $ aus.
Der verhaltene UPS-Ausblick kam erwartungsgemäß nicht gut an. Allerdings sollte man nicht ins fallende Messer verkaufen, sondern die Restrukturierung zunächst weiter mitgehen; (B+).
Der US-Baumaschinenhersteller Caterpillar befindet sich aktuell in einer schwierigen Situation. Zwar konnte das Unternehmen 2024 und vor allem im 4. Quartal von einer unerwartet hohen Nachfrage aus dem Baugewerbe profitieren. Angesichts drohender Zölle und Preiserhöhungen im Zusammenhang mit der neuen/alten Trump-Regierung, ist eine Prognose nur schwer auszugeben. 2024 erzielte Caterpillar einen Umsatz von 64,81 (67,06) Mrd. $. Nach Steuern blieb der Gewinn mit 10,79 (10,34) Mrd. $ weitgehend stabil. Das Management sprach mit Blick auf 2025 zunächst von „möglichen sinkenden Umsätzen“. Konkrete Angaben dürften indes erst in den kommenden Wochen folgen.
Caterpillar dürfte sich durch die derzeitigen Herausforderungen erfolgreich manövrieren. Halten! (B+).