ES_02-website.jpg

Magnificent Seven

Techwerte mit „glorreichen“ Wachstumsaussichten

Die „Magnificent Seven“, zu denen Nvidia, Meta Platforms, Amazon, Apple, Microsoft, Alphabet/Google und Tesla gehören, haben ihren Namen nicht ohne Grund: Sie prägen unsere Welt mit ihren Technologien maßgeblich. Auch wenn die Schwergewichte bereits eine beachtliche Performance abgelegt haben, weisen die Titel noch einiges an Kurspotenzial auf, wie vor allem eine Kennzahl zeigt. 

 

Die „Magnificent Seven“ – Diese sieben Aktien machen zusammen über ein Viertel des gesamten S&P 500 Index aus und sogar fast die Hälfte des Nasdaq Composite, in dem über 3.000 Unternehmen gelistet sind. Seit Jahresbeginn sind genau diese Titel zudem maßgeblich für die Erholung der Indizes verantwortlich. Vergleicht man dies etwa mit dem Dow Jones, der die gesamte US-Wirtschaft abbildet, sieht man schnell: Tech wächst weiter überproportional. Vor allem im Alltag sind die Technologien nicht mehr wegzudenken. Oder kann man sich eine Welt ohne Google, Onlineshopping oder soziale Netzwerke vorstellen?

Dass die Techbranche, die 2022 herbe Verluste hinnehmen musste, wieder boomt, hat vor allem einen Auslöser: Künstliche Intelligenz. „KI ist die revolutionärste Technologie seit Jahrzehnten“, so Microsoft-Gründer Bill Gates. Primär die Einführung von ChatGPT war ein Wendepunkt in der Branche, der die Verwendung großer Sprachmodelle auf ein neues Niveau gehoben hat. Diese sogenannte generativer KI erweitert etwa die Fähigkeit von Deep-Learning-Algorithmen, neuen Content zu generieren.

Der Start von ChatGPT löste einen wahren Wettlauf um Platz 1 im KI-Markt aus. Dabei geht es vor allem um den Ausbau bestehender Rechenzentrumsinfrastruktur, Software-Stacks und Anwendungen. Unternehmen, die in diesen Bereichen führend sind, konnten 2023 bereits überdurchschnittliche Zuwachsraten vermelden. Sollten dann in diesem Frühjahr noch die geplanten Zinssenkungen der Fed umgesetzt werden und der gesamte Markt einen zusätzlichen Schub verbuchen, könnte 2024 für die „Techies“ zum neuen Rekordjahr werden. Der Erfolg lässt sich schon jetzt an der Kursperformance ablesen. Viele Investoren glauben jedoch, den Einstiegsmoment bereits verpasst zu haben. Doch ist dem wirklich so?

Zwei Kennzahlen sollten Anleger bei den hochgelaufenen Giganten ganz genau im Blick haben: Das Price Earnings to Growth (kurz PEG) und das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV). Letzteres dürfte den meisten bereits ein Begriff sein, das PEG indes setzt die zukünftigen Gewinne eines Unternehmens ins Verhältnis zum Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV). Damit gilt die PEG-Ratio als Ergänzung zum KGV. Grundsätzlich gelten Aktien mit einem PEG von unter 1 als deutlich unterbewertet. So erhalten Anleger eine noch bessere Einschätzung darüber, ob eine Aktie wirklich günstig berwertet ist.

ChatGPT im EU-Fokus

Dass Erfolg auch durchaus die Behörden auf den Plan ruft, zeigt sich jüngst bei Microsoft (US5949181045). Denn die europäischen Wettbewerbshüter nehmen die Microsoft-Investitionen in den ChatGPT-Entwickler OpenAI aktuell genau unter die Lupe. Die Kommission prüft, ob es sich dabei womöglich doch um eine Fusion handelt. Der US-Softwaregigant hatte sich im vergangenen Jahr zu einer Zahlung von über 10 Mrd. $ verpflichtet, ohne dabei eine stimmberechtigte Position im Vorstand von OpenAI einnehmen zu wollen. Microsoft besitzt nach eigenen Angaben keine Anteile an OpenAI. Erst Anfang Dezember hatte die britische Kartellaufsicht die Partnerschaft ins Visier genommen. Microsoft selbst will die Beteiligung u.a. nutzen, um Dienste wie Bing zu verbessern. Zudem soll Microsoft Office 365 um eine KI-Komponente erweitert werden, den Microsoft 365 Copiloten, der als digitaler Assistent die Produktivität der Nutzer steigern soll. Auf der Hardwareseite wird aufgrund des Mangels an KI-GPUs (Grafikprozessoren) derzeit an eigenen KI-Prozessoren gearbeitet, die für generative KI optimiert sind.

Dass sich der Einstieg in OpenAI allerdings mehr als lohnt, zeigten nicht zuletzt die präsentierten Partnerschaften auf der CES 2024 in Las Vegas in der vergangenen Woche. So kündigte Samsung an, dass in seine Laptops der neuen Galaxy-Book-4-Reihe der KI-Assistent Copilot von Microsoft einziehen soll. Mit Siemens arbeitet Microsoft daran, das Programm auch für Industrieanwendungen zu nutzen. Für Lösungen im Auto kooperiert das Unternehmen derweil mit Sony und Honda. Direkt mit ChatGPT fährt derweil VW auf: Ab dem
2. Quartal will der deutsche Konzern die Anwendung in seine Autos einbauen, der Sprachassistent IDA soll so „natürlichere“ Antworten liefern.

Microsoft scheint aktuell „Everybody‘s Darling“ zu sein. Mit einem KGV von 34,5 ist Microsoft zwar nicht mehr ganz günstig bewertet, bei einem PEG von 2,30 ist hier jedoch noch durchaus Kurspotenzial vorhanden.

Bard und Gemini auf dem Vormarsch

Erst im vergangenen Juli hat die Alphabet (US02079K3059)-Tochter Google ihren KI-Chatbot Bard vorgestellt, der trotz anfänglicher Kritik inzwischen als technologisch fortschrittlich gilt und ChatGPT in vielerlei Hinsicht übertrifft. Bard ist besonders gut darin, umfassende und informative Antworten auf komplexe Fragen zu geben und verwendet aktuelle Daten. Inzwischen entwickelt die Google-Tochter DeepMind ein neues KI-System namens Gemini, das leistungsfähiger sein soll als das GPT-4 Large Language Model von OpenAI. Gemini, das auch auf Bilder und andere Datenformate trainiert werden kann, gilt bei Experten bereits als neuer Revolutionsschritt im Umgang zwischen Mensch und Maschine. Derzeit finden die KI-Technologien des Konzerns vor allem bei optimierter Werbung durch Verbesserung der Kundeninteraktionen und Dienstleistungen Anwendung. In der neuesten Version von Google Ads können etwa ganze Werbekampagnen automatisch erstellt werden. Die entsprechende Rechenleistung bzw. Cloud-Speicherplätze werden derweil über die Tochter „Google Cloud“ angeboten. Damit bieten die Amerikaner, ähnlich wie Microsoft, das „KI-Software-Rund-um-Paket“.

Neuerungen zu DeepMind und Gemini präsentierte Google in Las Vegas zwar nicht, dafür kann man den Webbrowser Chrome künftig auch auf dem Infotainment-Bildschirm im Auto nutzen. Die Surffunktion soll allerdings nur nutzbar sein, wenn das Auto parkt oder etwa zum Stillstand kommt. Vorraussetzung ist eine vorinstallierte Version der Google Software. Derzeit arbeiten die Amerikaner in diesem Zusammenhang zunächst mit Volvo und der Elektro-Marke Polestar zusammen.

Alphabet hat zwar ebenfalls bereits eine Kursrally hinter sich, mit einem PEG von 1,46 kann man hier jedoch durchaus noch auf eine Fortsetzung spekulieren.

Unverzichtbarer Chipgigant

Mit einem geschätzten Marktanteil von über 70 % bei den wichtigsten KI-Chips ist das US-Unternehmen Nvidia (US67066G1040) derzeit der unangefochtene KI-Anbieter und hat im vergangenen Jahr ein Allzeithoch nach dem anderen gerissen. Insgesamt über 200 % Plus stand Ende 2023 auf dem Zettel! Das Unternehmen hat seine Dominanz erreicht, indem es den KI-Trend frühzeitig erkannt hat und nun Chips, Software und Zugang zu spezialisierter Infrastruktur für Rechenzentren aus einer Hand anbietet. Auf der CES 2024 in Las Vegas hatte Nvidia derweil seine neuen GeForce RTX 40 SUPER GPUs vorgestellt. Die neuen Prozessoren sollen insbesondere bei KI-Workloads Videos und Bilder deutlich schneller generieren können. Zudem präsentierte das Unternehmen die Microservices Audio2Face und Riva Automatic Speech Recognition, die Sprache in Animationen umwandeln beziehungsweise Spracherkennung ermöglichen. Große Entwickler und Publisher wie etwa die französische Ubisoft und die chinesische Tencent setzen bereits auf diese Technologie.

Doch auch außerhalb des Gaming- und Halbleitermarkts finden sich die Kunden der Amerikaner. So setzt etwa das Biotech-Unternehmen Amgen seit einiger Zeit auf die Cloud-Dienste von Nvidia. Kürzlich haben die beiden Unternehmen bekannt gegeben, dass Amgens deCODE Genetics einen neuen Supercomputer namens Freyja installieren wird. Freyja soll dabei helfen, einen Atlas für die Entdeckung von Arzneimitteltargets und krankheitsspezifischen Biomarkern zu erstellen und KI-gesteuerte Modelle für die Präzisionsmedizin zu entwickeln. Nvidia bietet mit BioNeMO darüber hinaus eine eigene Plattform für generative KI an, die speziell auf die Entdeckung und Entwicklung von Arzneimitteln ausgerichtet ist. Die Plattform ermöglicht es Forschungsteams, Arzneimittel mithilfe von KI-Modellen und Cloud-Diensten virtuell zu entwerfen und so die Zahl der erforderlichen Experimente zu reduzieren. Doch bei aller Euphorie darf auch eine große Crux des Konzerns nicht aus den Augen gelassen werden: Aufgrund der starken Nachfrage nach Nvidias Server-GPUs mit integrierten KI-Rechenkernen, kommt Nvidia bei der Produktion derzeit kaum nach. Dies könnte dazu führen, dass nicht nur Konkurrenten wie AMD an Marktmacht gewinnen, sondern, dass KI-Plattformen ihre eigenen Chips entwickeln.

Nvidia hat im vergangenen Jahr eine wahre Turnaround-Rally abgelegt. Der aktuelle Kurs ist entsprechend für Neueinsteiger keine Option. Wer sich jedoch bereits frühzeitig Stücke sichern konnte, lässt diese mit Blick auf den PEG von 1,79 auch 2024 in aller Ruhe weiterlaufen.

Verbindung von Industrie und KI

Wenn es um neue Technologien geht, ist ein Unternehmen zumeist nicht weit: Amazon (US0231351067). Der Musterdepot-Wert verfolgt ehrgeizige Ziele im Bereich der KI. Das Unternehmen setzt KI derzeit vor allem ein, um seine Kunden besser zu verstehen und seine Produkte und Dienstleistungen zu verbessern. Auf dem Marketplace wird die Künstliche Intelligenz u.a. eingesetzt, um seinen Kunden über Werbung Produkte zu empfehlen, die auf ihren individuellen Bedürfnissen, ihrer Kaufhistorie, ihrem Suchverlauf und ihren Produktbewertungen basieren. Darüber hinaus stellt die Cloud-Sparte AWS Rechenleistung, Software und Online-Speicherplatz zur Verfügung, die für KI-Funktionen benötigt werden. Diese Entwicklung wird durch die jüngste Investition in das KI-Unternehmen Anthropic unterstützt. Im Rahmen der Kooperation wird Anthropic seine Software in die Rechenzentren von Amazon Web Services (AWS) verlagern und Amazons Chips für das Training seiner KI-Modelle nutzen.

Auch Amazon konnte auf der CES vor allem mit Partnerschaften auftrumpfen. So verkündete etwa der deutsche Industriegigant Siemens, dass er beim Aufbau eines „industriellen Metaverse“ auf die Amerikaner setzt. Vor allem KI-Lösungen sollen zum zentralen Baustein von Siemens Geschäftsplattform Xcelerator werden. Auf der Plattform können Siemens-Produkte, aber auch Module externer Partner verkauft werden. Hierfür wird die Partnerschaft mit dem Cloud-Anbieter Amazon Web Services (AWS) ausgebaut, so die Münchener. Siemens integriert dazu Amazons KI-Plattform Bedrock in Mendix, die hauseigene Coding-Plattform aus dem Siemens-Portfolio. Bedrock bietet dafür eine Auswahl an leistungsstarken KI-Basismodellen an. So soll es künftig Firmenkunden noch leichter fallen, ihre Software-Anwendungen mithilfe von generativer KI aufzubauen und zu skalieren.

Amazon ist und bleibt ein Gigant – und das branchenübergreifend! Nicht nur der vergleichsweise „günstige“ Kurs lädt zum Kauf, auch das PEG von 1,20 ist durchaus reizvoll.

Große KI-Pläne für das Metaverse

In den vergangenen Jahren hat Meta (US30303M1027) vor allem in sein Metaverse investiert. Doch auch Gründer und CEO Mark Zuckerberg hat schnell erkannt, dass Künstliche Intelligenz „buchstäblich jedes unserer Produkte berühren wird“. Die Kalifornier planen daher die Entwicklung eines leistungsfähigen Chatbots, der mit OpenAIs GPT-4 konkurrieren kann. Zu diesem Zweck hat er KI-Trainingschips erworben und seine Datenzentren aufgerüstet. Das Training des neuen Sprachmodells soll Anfang 2024 beginnen und später für Unternehmen kostenlos sein, um eigene KI-Tools zu entwickeln.

Im für Meta wichtigen Werbemarkt wird KI bereits eingesetzt, um ganze Werbestrategien schneller und effizienter zu erstellen. Mit Features wie Hintergrundgenerierung und Bildverbesserungen für Produktfotos sowie KI-gestützten Variationen von Werbetexten hilft man hier Werbetreibenden, reichweitenstarke Kampagnen mit reduziertem Zeitaufwand zu erstellen. Darüber hinaus strebt Meta KI-Anwendungen an, die menschliche Mimik imitieren können. Auf der Meta Connect wurden kürzlich konkrete KI-Produkte vorgestellt, darunter Chatbots mit unterschiedlichen Persönlichkeiten und eine neue AR-Smartbrille von Ray-Ban.

Seit gut einem Jahr geht es für die Meta-Aktie steil bergauf. Angesichts des Zukunftsmarktes (PEG: 1,36) kein Wunder. Allerdings ist Meta jedoch auch kein Schnäppchen mehr.

Ohne KI fährt nichts

Bei Tesla (US88160R1014) ist KI eine der existenziellen Technologien, wenn es um das autonome Fahren geht. Dazu nutzt das Unternehmen eine Reihe von Sensoren wie Kameras, Radar und Lasermessgeräte, um die Umgebung des Fahrzeugs zu erfassen und zu verstehen. Dazu hat das Unternehmen den Supercomputer „Dojo“ speziell für KI-Anwendungen entwickelt. Dojo soll das Fahrassistenzsystem der Tesla Modelle verbessern und das maschinelle Sehverfahren „Tesla Vision“ vorantreiben. Bis Ende 2024 sollen mehr als 1 Mrd. $ in das Projekt investiert werden, gab CEO Elon Musk im vergangenen Jahr an.

Seine Auslieferungsziele für das Schlussquartal 2023 konnte der E-Fahrzeugpionier erreichen (vgl. ES 2/24) und auch die Rückrufaktion von gut 1,6 Mio. Automobilen in China soll laut Unternehmen mit einem Update „schnell“ aus der Welt geschaffen werden.

Tesla konnte in den vergangenen Jahren zwar durchaus beeindruckende Zuwächse präsentieren. Doch die Konzernführung und die damit verbundenen Ausgaben bergen auch eine gewisse Volatilität. Daher bleibt Tesla nach wie vor nur etwas für spekulative Anleger, trotz eines PEGs für 2024 von 1,54.

Abwarten und aus Fehlern anderer lernen

Apple (US0378331005) ist zwar einer der größten Elektronikanbieter, hält sich mit großen KI-Anwendungen bislang allerdings zurück. Der US-amerikanische Technologiekonzern will aber,so zumindest der Plan, in den Wettbewerb um generative KI einsteigen. Aktuell wird KI neben Werbeeinblendungen auch in der biometrischen Authentifizierungsmethode Face ID und in der Sprachassistentin Siri eingesetzt.

Es scheint beinahe so, als würde Apple zunächst Trends und Technologien beobachten und erforschen und damit die „Kinderkrankheiten“ anderer Anbieter vermeiden. Auch auf der CES ist der Konzern nicht vertreten, macht aber dennoch von sich reden: So dürfte es sicher kein Zufall sein, dass Apple pünktlich zur Eröffnung der großen CES-Pressekonferenzen den Verkaufsstart für die Vision-Pro-Brille verkündete. Die Apple Vision Pro soll besser als bisherige Brillen zur Anzeige Virtueller Realität (VR) digitale Inhalte in die reale Umgebung einbetten können. Der Konzern sieht darin auch einen Weg, zum Beispiel seine Facetime-Videotelefonie oder TV-Inhalte ohne einen Bildschirm nutzen zu können. Ungewöhnlich ist auch ein Display auf dem Gehäuse, der es transparent wirken lassen kann, indem er die verdeckte Augenpartie anzeigt. Der US-Start der Brille ist für den 2. Februar angesetzt. Mit einem Preis von rund 3.195 $ ist sie jedoch alles andere als günstig.

Apple ist nach wie vor eine solide Anlageoption, allerdings sieht der Markt das Wachstumspotenzial mit einem PEG von 3,31 eher als Halteposition.