Mit den US-Banken JPMorgan Chase, Citigroup und Wells Fargo startet traditionell die Berichtssaison in den USA. Dabei zeigte sich, dass vor allem die Großbanken erneut von der Zinswende profitieren konnten – trotz angespanntem Marktumfeld.
Das 1. Quartal ist für die US-Bankenbranche mit einem Erdrutsch zu Ende gegangen, denn die Pleite der Silicon Valley Bank (vgl. u.a. ES 11/23) sorgte in den letzten Wochen des bilanziellen Jahresstarts für Aufregung. Doch bei aller Nervosität können die amerikanischen Großbanken nach wie vor überzeugen – so auch JPMorgan Chase. Vor allem der starke Anstieg der Zinsen hat der größten US-Bank einen überraschend guten Start ins Jahr beschert. Im 1. Quartal erzielte das Unternehmen einen Umsatz von 38,35 (30,72) Mrd. $. Nach Steuern verbesserte sich der Gewinn sogar um satte 52 % auf 12,62 Mrd. $.
Derweil legte JPMorgan knapp 2,3 Mrd. $ für drohende Kreditausfälle zurück, mehr als anderthalbmal so viel wie im Vorjahreszeitraum. Das Management erklärte dies mit verschlechterten Wirtschaftsaussichten. Zwar gäben die Verbraucher in den USA weiterhin Geld aus, und die Unternehmen seien in guter Verfassung, so JPMorgan-Chef Jamie Dimon. „Die Gewitterwolken, die wir seit einem Jahr beobachten, bleiben jedoch am Horizont, und die Turbulenzen im Bankensektor tragen zu diesen Risiken bei.“ Entsprechend gab der Manager an, in Zukunft kritischer bei der Kreditvergabe vorzugehen. Auch die Inflation könnte länger als geplant auf ihrem hohen Niveau verharren, so Dimon.
JPMorgan Chase behält man weiterhin auf der Watchlist; (B+).
Bei der Citigroup legten die Erlöse in den ersten 3 Monaten um 12 % auf 21,4 Mrd. $ zu. Das Nettoergebnis legte im Jahresvergleich um 7 % auf 4,6 Mrd. $ zu. Grund für das Wachstum waren vor allem höhere Zinseinnahmen. Angesichts von Rezessionsgefahren und den jüngsten Turbulenzen in Teilen des US-Bankensektors erhöhte die Citigroup jedoch die Risikovorsorge und legte gut 240 Mio. $ für drohende Kreditausfälle beiseite.
Charttechnisch bleibt die Citigroup ihrem Achterbahn-Kurs treu, entsprechend bleibt man hier nach wie vor nur auf dem Beobachtungsposten; (B+).
Kräftig gestiegene Zinsen haben auch Wells Fargo einen starken Start ins Jahr beschert. Die Gesamterlöse legten im Berichtszeitraum bis Ende März um 17 % auf 20,7 Mrd. $ zu. Unter dem Strich stand ein Gewinn von knapp 5 Mrd. $ und damit fast ein Drittel mehr als ein Jahr zuvor. Allerdings hat auch die US-Großbank ihre Risikovorsorge ausgeweitet. Die Bank stellte im 1. Quartal gut 1,2 Mrd. $ zurück, nachdem sie ein Jahr zuvor solche Rückstellungen im Umfang von knapp 800 Mio. $ aufgelöst hatte. Das Management erklärte die Aufstockung teilweise mit der Lage von Krediten für gewerbliche Immobilien wie Bürogebäude, aber auch drohenden Ausfällen bei Kreditkartenkunden und Autofinanzierungen.
Aktuell gibt es andere Branchenvertreter, die deutlich reizvoller sind; (B).