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Neues aus den USA

Das Debakel um den Unglücksflieger 737 MAX ist für Boeing auch im Jahr 2021 noch nicht ausgestanden. Der Flugzeugbauer habe wegen Betrugs- und Verschwörungsvorwürfen im Zusammenhang mit dem Skandal Strafzahlungen von mehr als 2,5 Mrd. $ zur Beilegung strafrechtlicher Verfahren zugestimmt, teilte das US-Justizministerium mit. Boeing erklärte in einer Stellungnahme, dass es bei den Strafen des Justizministeriums um das Verhalten zweier Ex-Mitarbeiter gehe. Diese hätten ein für das Piloten-Training zuständiges FAA-Gremium absichtlich über Änderungen am MCAS genannten Steuersystem der 737 MAX getäuscht. Der nun geschlossene Vergleich zeige, wie wichtig Boeings Verpflichtungen gegenüber den Aufsichtsbehörden seien, so Konzernchef Dave Calhoun.

Boeing hat mit den Auswirkungen des 737-Debakels noch lange zu kämpfen. Hinzu kommen noch die Folgen der Coronakrise. Angesichts dessen bleiben Investoren bei Boeing auf Abstand; (B). 

Der Apotheken- und Drogeriekonzern Walgreens Boots Alliance ist mit roten Zahlen in das neue Geschäftsjahr gestartet. Im 1. Quartal lag der auf die Aktionäre entfallende Verlust bei –308 Mio. $. Ein Jahr zuvor stand an dieser Stelle noch ein Gewinn von 845 Mio. $. Der Verlust sei allerdings ausschließlich auf die Beteiligung am Arzneimittelgroßhändler AmerisourceBergen zurückzuführen. Dieser musste in Folge eines Schmerzmittelskandals im vergangenen Jahr wegen Rechtsstreitigkeiten eine Milliardenbelastung verkraften. Der Umsatz von Walgreens stieg im 1. Quartal um 5,7 % auf 36,3 Mrd. $. In Folge der Coronakrise musste der Konzern bereits im vergangenen Sommer Sparmaßnahmen umsetzen und hat massiv Stellen abgebaut. Zudem bleibt das Management bei seiner Einschätzung, dass das Gewinnwachstum je Aktie im aktuellen Geschäftsjahr nur im niedrigen einstelligen Prozentbereich liegen wird.    

Walgreens Boots Alliance scheint sich kursseitig zwar langsam zu fangen. Hier bleibt man dennoch vorerst weiter nur auf dem Beobachtungsposten; (B). 

Trotz deutlich höherer Onlineumsätze verzeichnete Bed, Bath & Beyond im 3. Quartal tiefrote Zahlen. Zwar konnten die Umsatzerlöse mit 2,62 (2,76) Mrd. $ u.a. dank eines mehr als guten Digitalgeschäfts im Vergleich zu den Vorquartalen verbessert werden. Nach Steuern machten sich jedoch weiterhin die Auswikungen auf den stationären Handel deutlich bemerkbar. Hier weitete sich der Verlust nach Steuern auf –75,44 (–38,55) Mio. $ aus. Vor diesem Hintergrund gibt der Haushaltsspezialist zunächst weiter keine konkrete Prognose für das lfd. Jahr aus.

Bed, Bath & Beyond ist in der aktuellen Situation alles andere als ein reizvolle Investition; (B–). 

Der Chiphersteller Micron Technologies profitierte vom Trend zum Homeoffice. Der Umsatz stieg im 1. Quartal um 12 % auf 5,77 Mrd. $. Unter dem Strich verbesserte sich der Gewinn ebenfalls von 491 Mio. $ im Vorjahr auf 803 Mio. $. Für das 2. Quartal rechnet das Unternehmen mit Erlösen von 5,8 Mrd. $ plus/minus 200 Mio. $.

Micron Technologies schaut man sich einmal genauer an; (B+). 

Gilead Sciences hat wegen der hohen Nachfrage nach seinem Medikament Remdesivir zur Behandlung von COVID-19-Patienten seine Jahresprognose angehoben. Insgesamt visiert das Unternehmen nunmehr einen Produktumsatz von insgesamt bis zu 24,35 Mrd. $ an. Der bereinigte Gewinn je Aktie dürfte in der Spanne von 6,98 –7,08 $ liegen, nachdem das Management bislang 6,25–6,60 $ je Aktie in Aussicht gestellt hatte.

Gilead scheint sich langsam aus seinem Kurstief herauszuarbeiten; (B+).

Überraschender Gewinner der Pandemie  und der neuen „Bequemlichkeit“ ist der Gummischuhhersteller Crocs. In den vergangenen Monaten stiegen die Verkaufszahlen kontinuierlich nach obne. Entsprechend hat das Unternehmen nun seine Prognose angehoben. Konkret erwartet der Schuh-Produzent nun für das 4. Quartal mindestens 407 Mio. $ Umsatz. In 2020 soll das Wachstum dann insgesamt bei 20–30 % liegen und der Umsatz mindestens 1,381 Mrd. $ betragen. Und auch 2021 soll der Run auf die bequemen „Treter“ anhalten. So stellt das Unternehmen den Anlegern ein Wachstum von nochmals 20–25 % in Aussicht. Bisher lagen die Schätzungen bei gut 13 %.

Crocs gehört definitiv zu den Überraschungsgewinnern in der Coronapandemie. Auch wenn die langfristigen Aussichten weiterhin positiv sind, können erste Gewinnmitnahmen hier nicht schaden; (B+).