Die Versorgung mit Wasser gehört zu den größten Herausforderungen unserer Zeit. Denn Wasser ist alternativlos. Für diesen Rohstoff gibt es schlichtweg kein Substitut. Zwar sind mehr als zwei Drittel der Erdoberfläche mit Wasser bedeckt, doch das meiste davon ist Salzwasser. In den vergangenen 100 Jahren sind laut den Vereinten Nationen schätzungsweise 50 bis 70 % der natürlichen Feuchtgebiete der Erde verloren gegangen.
Auf unsere Frage an die United Nations University zu den genauen Zahlen zur weltweiten Wasserverknappung erklärt uns Rachel Ahrens: „Genaue Zahlen sind schwierig, denn Wasserknappheit ist nicht ein Dauerzustand, sondern meistens u.a. saisonal bedingt. Was wir wissen ist, etwa vier Milliarden Menschen erleben schwere Wasserknappheit mindestens einen Monat pro Jahr. Und über zwei Milliarden Menschen leben in Ländern mit hohem Trockenstress bzw. Wassermangel. Der Wasserverbrauch ist seit 1980 weltweit um etwa 1 % pro Jahr gestiegen. Es wird geschätzt, dass es bis 2050 weltweit einen kumulierten Anstieg von 20 bis 30 % im Vergleich zur heutigen Wassernachfrage geben wird. Dies liegt vor allem am Bevölkerungswachstum, sozioökonomischer Entwicklung und sich änderndem Konsum. Es wird prognostiziert, dass der Stressgrad angesichts der zunehmenden Auswirkungen von Klimawandel und der wachsenden Wassernachfrage noch höher wird. Drei von zehn Menschen haben keinen Zugang zu sicherem (d.h. sauberem und dauerhaft einfach verfügbarem) Trinkwasser. Wichtig ist, dass die Betroffenen sich aber nicht gleichmäßig auf alle Nationen verteilen. Schon knapp 50 % der Menschen, die aus ungeschützten Quellen trinken, leben laut UN im Sub-Sahara Afrika.“
Schon heute ist die Situation in vielen Regionen alarmierend. Jedes Jahr sterben laut UNICEF und der WHO etwa 297.000 Kinder unter fünf Jahren an Durchfall, der durch unzureichendes Waschen verursacht wird. „2017 verfügten weltweit drei von fünf Menschen in ihrem Zuhause über eine einfache Gelegenheit zum Händewaschen mit Wasser und Seife, in den am wenigsten entwickelten Ländern nicht einmal einer von drei (28 %). Das bedeutet, dass sich weltweit etwa 3 Milliarden Menschen zuhause noch immer nicht ordentlich die Hände waschen können“, heißt es im UN-Bericht 2019 für nachhaltige Entwicklung.
Schlechte sanitäre Einrichtungen und kontaminiertes Wasser fördern die Übertragung von Krankheiten wie Cholera, Ruhr, Hepatitis A und Typhus. Während die Süßwasservorräte begrenzt sind, wächst die Erdbevölkerung stetig. Hinzu kommt der wachsende Bedarf durch die Industrie, Landwirtschaft sowie der Verstädterung. Die Auswirkungen des Klimawandels mit den stetig steigenden Temperaturen und Wetterextremen sorgen für eine weitere Verknappung des Rohstoffs.
Selbst der Zustand in einigen Industrienationen ist zum Teil alarmierend. In vielen Regionen droht auch hier die Ebbe, was vor allem an einer völlig vernachlässigten Infrastruktur liegt. Allein in den USA sind über 40 % der Wasserleitungen gemäß der „American Society of Civil Engineers“ in einem miesen Zustand. Die Folge: Durch Leckstellen gehen dort 15 % des Trinkwassers verloren. Noch schlimmer sieht es in manchen Teilen Europas aus. In London, Dublin und Rom versickern sogar bis zu 40 % durch die marode Infrastruktur im Boden. Kein Wunder, dass die Sorge der Verbraucher nicht nur über die grundsätzliche Versorgung mit Wasser wächst. Auch die Angst vor einer schlechten Qualität nimmt rapide zu.
Dennoch dämmen wir unseren Wasserkonsum kaum ein. Laut dem Umweltbundesamt nutzt allein in Deutschland jede Person durchschnittlich etwa 121 Liter Wasser pro Tag! Dabei wird zwischen direktem und indirektem Verbrauch unterschieden. Indirekt ist all das, was beispielsweise zur Verarbeitung von Lebensmitteln oder Kleidung genutzt wird. Das Umweltbundesamt führt hierzu mehrere Beispiele auf. Für ein Kilogramm Rindfleisch müssen sage und schreibe mehr als 15.000 Liter Wasser aufgewendet werden. Der Verbrauch für ein Kilogramm konventioneller Baumwolle liegt bei bis zu 10.000 Liter Wasser. Rechnet man diesen Verbrauch noch hinzu, fällt die Bilanz noch höher aus.
Wasserknappheit hatte schon immer eine hohe soziale und nationale Sprengkraft. In Indien gibt es Befürchtungen, dass China mit Staudämmen Wasserzuflüsse blockieren könnte. Allerdings muss man gar nicht so weit schauen. So stehen auch Nahrungsmittelkonzerne, wie z.B. die Schweizer Nestlé, in ewiger Kritik, sich umfangreiche Wasserrechte in einigen Ländern gesichert zu haben und damit der Bevölkerung den Hahn abzudrehen. Für Furore sorgt bereits seit Jahren der Streit zwischen Nestlé und dem französischen Ort Vittel. Seit den 1990er Jahren pumpt das Unternehmen für seine berühmte Weltmarke Wasser aus dem Boden. Die Folge: Der Grundwasserspiegel in der Region ist dramatisch gesunken und die Bevölkerung kämpft mit Wasserknappheit.
Wer in Wasseraktien investieren möchte, schaut nach Übersee. Auf dem deutschen Kurszettel finden sich schließlich gerade einmal drei Wasseraktien. Der Pennystock Hydrotec und die überaus engen Werte Gelsenwasser und KSB (s.S. Tabelle S. 36). Die attraktivsten Dienstleister in diesem Sektor kommen aus den USA, sind zum Teil jedoch schon recht ambitioniert bewertet. Nichtsdestotrotz sind diese Aktien einen genaueren Blick wert. Gerade in schwierigen Börsengewässern, wie sie derzeit vorherrschen, erweisen sich diese als Fels in der Brandung.
Zu den Wasser-Lieblingsaktien zählt zweifelsfrei American Water Works, die auch in nahezu allen Fonds aufgelistet werden. Ein Blick auf die Kursentwicklung zeigt auch warum: Wer die Aktie nach unserem Hinweis in 35/2016 zu 75,43 $ kaufte, darf sich inzwischen über eine Kursperformance von knapp 65 % freuen. Damit kommt die Aktie auf eine jährliche Rendite von 16 %, Dividendenzahlungen noch gar nicht eingerechnet. Seit dem IPO im Jahr 2008 schraubte der Konzern jedes Jahr die Dividende nach oben (Quellensteuer-Thematik beachten!). Ein Ende des Höhenfluges bei der Aktie ist derzeit nicht in Sicht. Die Wachstumsraten von American Water Works überzeugten bislang. Für das nächste Geschäftsjahr darf man von einer Fortsetzung dieses Trends ausgehen. Der breiten Anlegermasse weniger bekannt ist Xylem, wobei die Aktie ebenfalls zu den Favoriten der Finanzinvestoren zählt. Auch dieses Papier gehört zum Standardinvestment zahlreicher Fondsanleger. Der Konzern, der sich mit Abwassertransport oder der Aufbereitung von Schmutzwasser beschäftigt, notiert gerade wieder an seiner 200-Tage-Linie. Da die USA in den kommenden Jahren an ihrer Infrastruktur arbeiten müssen, scheint auch hier das Wachstum vorprogrammiert.
Für Anleger, die sich breit gefächerter aufstellen möchten, erscheint zum Beispiel der DWS Global Water LD (ISIN DE000DWS0DT1) interessant. Der Fonds ist ausschüttend und investiert in in- sowie ausländische Aktien mit dem Schwerpunkt Wasserversorgung, Wasserinfrastruktur, Wassertechnologie und Wasser-Ressourcen-Management. Zu den größten Einzelwerten zählen natürlich American Water Works, Xylem, Danaher und Geberit.
Aktuell gibt es nur zwei Wasser ETFs, welche an einer deutschen bzw. europäischen Börse und somit auch in Euro gehandelt werden. Einer davon ist der von BlackRock aufgelegte iShares Global Water UCITS ETF (DE000A0MSAG2). Der Aktienfonds versucht, möglichst genau die Entwicklung des S&P Global Water 50 Index (s.S.3) abzubilden. Der Index enthält vor allem Werte aus den Bereichen Wasserversorgung sowie Wasseraufbereitung. Aus diesem Sektor versucht der ETF, die 50 größten Aktien weltweit abzubilden, welche gleichzeitig über eine hohe Liquidität verfügen. Dazu gehören auch hier die Werte American Water Works und Xylem, aber auch Veolia Environne- ment, IDEX oder United Utilities.
In unserer Reihe Megatrends ist das Thema Wasser zweifelsfrei von enormer Bedeutung. Denn kein Rohstoff ist derart unersetzlich und gleichzeitig überlebensnotwendig. In der unten stehenden Tabelle gibt der ES eine Übersicht über die global wichtigsten Wasserversorger bzw. -dienstleister.