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Börsenbericht – Zinsentscheide im Fokus

Angesichts der anstehenden Zinsentscheidung der US-Notenbank Fed sowie der EZB hielten sich Anleger zuletzt mit Investments zurück. Damit dürfte sich der DAX weiter von seiner 100-Tage-Linie (23.817 Zähler) entfernen und auch von der runden Marke bei 24.000 Punkten. In der 1. Zinssitzung seit der Sommerpause entscheiden heute die Europäischen Währungshüter über den Leitzins. Experten erwarten eine weitere zinspause, wie schon im Juli, womit der Leitzins bei 2,0 % verharren dürfte. Hier wird besonders auf die Aussagen der EZB-Chefin Christine Lagarde gewartet. Von ihr erhoffen sich Experten Hinweise darauf, ob die EZB den Leitzins im laufenden Jahr überhaupt noch einmal senken wird. Zudem stehen die Inflationsdaten aus den USA auf der Agenda. Sie dürften einen maßgeblichen Einfluss darauf haben, wie hoch eine Leitzinssenkung der US-Notenbank Fed ausfallen wird. Einer Umfrage zufolge rechnen Analysten mit einem Ansteig der Inflationsrate auf 2,9 % im August – dies wäre der stärkste Anstieg seit Januar. Die Kernrate wird weiterhin bei 3,1 % erwartet. US-Präsident Donald Trump hatte im Vorfeld der anstehenden Entscheidung noch einmal auf eine deutliche Senkung gepocht. Von der Wall Street erhält der DAX derweil gemischte Vorgaben: Während ein Kurssprung bei Oracle die Stimmung im Tech-Sektor aufhellte, gab der Dow Jones im gestrigen Handel um 0,5 % nach. Der S&P 500 kletterte um 0,3 % gen Norden und die Technologiebörse Nasdaq trat letztlich bei 21.886 Punkten mehr oder weniger auf der Stelle. 

Die optmisitische Prognose für das Cloud-Geschäft bei Oracle half auch Aktien von US-Energieversorgern, die von der steigenden Stromnachfrage von KI-Rechenzentren profitieren. So legten die Kurse etwa von Constellation Energy und GE Vernova zeitweise deutlich zu. Besonders gefragt waren die Papiere von Bloom Energy, die zwischenzeitig ein zweistelliges Plus verbuchten. Das Unternehmen ist kürzlich eine Partnerschaft mit Oracle eingegangen, um dessen US-Rechenzentren mit Brennstoffzellentechnologie auszustatten.

Der Panzergetriebehersteller Renk organisiert wegen der steigenden Nachfrage seine Produktion neu. Renk habe die Produktion von der Manufaktur zur Kleinserie umgestellt, erläuterte ein Unternehmenssprecher das Konzept. Vorstandschef Alexander Sagel hatte angekündigt, dass durch die neue Produktion die Kapazität von früher einigen Hundert Getrieben pro Jahr auf mehr als Tausend steigen werde. Für 2025 rechnet Renk mit einem Umsatz von mehr als 1,3 Mrd. € und einem bereinigten operativen Ergebnis von 210 bis 235 Mio. €.

Der chinesische Online-Händler Alibaba, der als einer der aggressivsten Akteure im KI-Sektor gilt, will sich mit einer Wandelanleihe rund 3,2 Mrd. $ für den Ausbau seiner Cloud-Infrastruktur und die Expansion des internationalen Geschäfts beschaffen. Knapp 80 % der Einnahmen sollen in den Ausbau von Rechenzentren, die Modernisierung der Technologie und die Verbesserung von Dienstleistungen fließen, teilte das Unternehmen mit. 

Boeing hat nach mehr als einem Monat Streik in der Rüstungssparte eine Einigung mit der Gewerkschaft erzielt. Sie ist demnach auf fünf Jahre ausgelegt und soll neben Einkommenserhöhungen auch eine Einmalzahlung bieten. Rund 3.200 Beschäftigte der Rüstungssparte streiken seit Anfang August. Sie bauen unter anderem Kampfflugzeuge wie die F-15 sowie Raketensysteme. Die Rüstungssparte kämpft mit Verzögerungen und milliardenschweren Kostenüberschreitungen bei mehreren Projekten.

Im Ringen um die Übernahme des Leverkusener Kunststoffherstellers Covestro ist der staatliche Ölkonzern Adnoc Insidern zufolge zu Zugeständnissen an die EU-Wettbewerbshüter bereit. Demnach dürfte Adnoc eine geplante Kapitalerhöhung von 1,2 Mrd. € in ein marktübliches Aktionärsdarlehen umwandeln, sagten mit dem Vorgang vertraute Personen. Hintergrund ist eine Subventionsprüfung der EU im Zusammenhang mit dem 14,7 Mrd. € schweren Übernahmeangebot von Adnoc.