Der Krieg in der Ukraine hat die Sichtweise auf vieles geändert und zahlreiche Themen zeitweise von der Bildfläche verdrängt. Und selbst der wichtige Klimaschutz musste den schrecklichen Bildern weichen. Dabei wartet der Klimawandel mit all seinen Extremen nicht. So ist die Wasserversorgung schon längst in vielen Regionen nicht mehr gewährleistet. Die Zeit drängt mehr denn je!
Mehr als ein Viertel der Weltbevölkerung – dies sind in Zahlen ausgedrückt 2,2 Mrd. Menschen – haben keinen Zugang zu sauberem Wasser. Und mehr als 4 Mrd. (aktuelle Weltbevölkerung rd. 7,99 Mrd.) Menschen weltweit müssen auf Sanitäranlagen verzichten. Diese Zahlen sind alarmierend! Noch erschreckender ist aber die Tatsache, dass all diese Fakten nicht neu sind. Bereits in Ausgabe 35/19 beschrieb der ES die Problematik der Wasserknappheit eingehend. Geschehen ist kaum etwas. Themen wie Corona und andere geopolitische Krisen lenkten den Blick weg von diesem wichtigen Thema – auch an der Börse.
Und dies, obwohl die Kämpfe um Wasser in den vergangenen Jahrzehnten stark zugenommen haben, wie die untenstehende Grafik zeigt. Dies verwundert kaum, denn für den Rohstoff Wasser gibt und wird es auch nie ein Substitut geben. Damit ist und bleibt Wasser schlichtweg alternativlos. Erst im vergangenen Jahr sind nach Angaben von Statista bei einem gewaltsamen Grenzkonflikt um den Zugang zu Wasserressourcen in der Grenzregion zwischen den beiden Ex-Sowjetrepubliken Tadschikistan und Kirgistan mindestens 41 Menschen getötet und mehr als 200 verletzt worden. Auch in anderen Regionen Asiens gibt es viele Wasserkonflikte. Demnach werden die größten und wichtigsten Flüsse Asiens von China kontrolliert, was für Unruhen in Indien und Bangladesch sorgt. Experten nehmen an, dass der Kampf ums Wasser in den kommenden Jahren auch andere Regionen erreichen könnte.
Selbst in Deutschland sind die Folgen des Klimawandels inzwischen im Bereich Wasserversorgung mehr als spürbar. Noch ist Deutschland ein Land, das sich darum nicht sorgen muss. Doch Unwetter und die im Gegenzug langen Trockenperioden sind hierzulande ebenfalls ein Problem. So reicht ein Blick auf den Monat Mai. An manchen Tagen hätte man meinen können, im Hochsommer zu sein. Und bereits im März stellten die Temperaturen sämtliche Werte der Vorjahre in den Schatten. Eine regelrechte Hochdruckdominanz bescherte dem Monat neue Rekordmarken. Die höchste Temperatur wurde in der Tat mit +23,0 Grad am 28. März über Regensburg (Bayern) registriert. Durch die Trockenperioden hat Deutschland in den letzten 20 Jahren so viel Wasser verloren, wie der Bodensee fasst.
Immerhin kommt das Thema inzwischen allmählich auf die internationale Agenda zurück. Im kommenden Jahr soll wieder eine UN-Wasserkonferenz stattfinden, ausgerichtet von den Niederlanden und Tadschikistan. Der niederländische Premier Mark Rutte setzt die Messlatte hoch. Er strebt handfeste Handlungsvorgaben an. Man darf allerdings gespannt sein, wie konkret die Ergebnisse letztendlich sein werden. Schließlich gibt es Mittel und Wege, die Wasserknappheit zu bekämpfen. Durch eine effizientere Nutzung des Grundwassers (Grundwasser macht etwa 99 % des gesamten Süßwassers auf der Erde aus) kann der weltweiten Wasserknappheit zumindest gegengesteuert werden. Laut dem aktuellen „Weltwasserbericht 2022“ der Vereinten Nationen ist das Grundwasser in vielen Regionen jedoch „dramatisch übernutzt“. Moderne und saubere Technologien sind damit der Schlüssel für dieses Problem. So wird zunehmend an der Verbesserung von Systemen zur Steigerung der Wassereffizienz gearbeitet. Leistungsfähigere Wasserpumpen oder umweltschonende Aufbereitungsverfahren kommen insbesondere in der Landwirtschaft verstärkt zum Einsatz. Sie steht allein für fast drei Viertel des weltweiten Wasserverbrauchs und ist dabei gleichermaßen Täter wie Opfer. Hier könnten neue Techniken wie die Mikro- und Tröpfchenbewässerung einiges bewirken. Damit dürften die Aktien dieser Konzerne über die nächsten Jahrzehnte hinweg eine sichere Renditequelle sein. Zwar litten sie im Umfeld der geld- und geopolitischen Nachrichten ebenfalls deutlich, doch nun könnte hier der Rebound anstehen!
American Water Works: Der Platzhirsch
Dies gilt auch für die Investmentstory in diesem Bereich schlechthin: American Water Works (ISIN: US0304201033). Das Unternehmen ist der wichtigste Wasserdienstleister in den USA (Wasserversorgung/Abwasser) und erwies sich bereits in den vergangenen Jahren als zuverlässiger Ertragsbrunnen. Der Konzern versorgt 14 Mio. Menschen in 24 Staaten mit Trinkwasser. Die Ergebnisse des Auftaktquartals untermauern die positive Einschätzung. Zwar ging der Umsatz leicht auf 842 (888) Mio. $ zurück, der Gewinnanstieg auf 158 (133) Mio. $ netto toppte hingegen die Markterwartungen. Der Ausblick eines Gewinns je Aktie zwischen 4,39 bis 4,49 $ überzeugt ebenso. Im Vorjahr hatte ein Verkaufserlös den Profit je Aktie auf 6,95 (2020: 3,91) $ aufgebläht.
Wer in den Sektor Wasserdienstleistung investiert, kommt an American Water Works nicht vorbei.
Danaher: Geht immer!
Dies gilt auch für Danaher (ISIN: US2358511028), die mit ihren Technologien ein echter Champion in zahlreichen Dienstleistungsbereichen sind. Die Tochterunternehmen der US-Amerikaner unterstützen u.a. Wissenschaftler dabei, chronische Krankheiten und Infektionen zu bekämpfen, die Frische und Sicherheit von Lebensmitteln zu gewährleisten oder Lösungen zum Schutz unserer globalen Wasserversorgung zu liefern. Mit dieser Diversifikation ist Danaher quasi krisensicher. Umso mehr überrascht die zwischenzeitliche Kursschwäche. Denn auch der Zwischenbericht zum 1. Quartal mit einem Umsatzanstieg um 12,1 % auf 7,69 Mrd. $ und einem Konzerngewinn von 1,68 (1,66) Mrd. $ übertraf die Markterwartungen.
Die Aktie von Danaher hat wieder deutlich nach oben gedreht, hier lautet die Devise: Jetzt oder nie!
Xylem: Pure Wasserkraft
Bei Xylem (ISIN: US98419M1009) setzen Anleger spekulativ auf ein Comeback. Denn die Aktie ist ebenfalls ein Muss im Wassersektor. Ob Wasser-/Abwassertransport, Aufbereitung oder sämtliche Analysen (Wasserqualität/Rohrleitungs-Zustand), es gibt nichts, was der US-Konzern nicht leisten kann. Nach einer steilen Börsenkarriere in den vergangenen Jahren lief es auch hier seit Jahresanfang deutlich ruhiger. Nachdem die Aktie im vergangenen Geschäftsjahr Kurse von über 130 $ gesehen hat, notiert das Papier derzeit gerade einmal bei 76,96 $. Für das 1. Quartal meldete Xylem einen mehr oder weniger stabilen Umsatz von 1,27 Mrd. $. Der Konzerngewinn sank hingegen leicht auf 82 (87) Mio. $. Selbst wenn die Wachstumsdynamik des Unternehmens derzeit etwas ins Stocken geraten ist, erscheint der Kursverfall der vergangenen Monate absolut übertrieben. Zumal das Unternehmen seit 2012 für kontinuierlich steigende Dividenden steht (Quellensteuer beachten!).
Bei der Xylem-Aktie wird über kurz oder lang ein höherer Kurspegel gemessen. Jetzt einsteigen!
Tetra Tech Inc.: Infrastruktur fürs Depot
Es kommt auf die richtige Infrastruktur an! Hierbei berät Tetra Tech (ISIN: US88162G1031) – und dies überaus erfolgreich. Insgesamt 21.000 Mitarbeiter beraten weltweit Kunden aus Wirtschaft und Regierung, wenn es um Lösungen bei Wasser, Umwelt oder erneuerbaren Energien geht. Der Blick auf die Zahlen des 2. Quartals verrät: Die Beratung der US-Amerikaner ist gefragter denn je. So baute das Unternehmen seine Umsätze auf 700 (600) Mio. $ aus. Die Profitabilität verbesserte sich ebenfalls auf 53,0 (45,5) Mio. $.
Tetra Tech eignen sich als feine Depotbeimischung.
Dr. Hönle: Deutsche Expertise gefragt
Aber auch hierzulande arbeiten zahlreiche Unternehmen daran, das weltweite Wasserproblem in den Griff zu bekommen. Kaum auf dem Schirm haben die meisten Dr. Hönle (ISIN: DE0005157101), deren UVC-Lampen unabkömmlich u.a. für die Wasserentkeimung sind. Das Unternehmen fungiert hier als Zulieferer für die großen Anlagenhersteller. In der Trinkwasserbehandlung kommen z.B. sog. UVC-Niederdruckstrahler bereits seit Jahren zum Einsatz. „Bei dieser Art der Wasseraufbereitung werden 99,99 % schädlicher Mikroorganismen inaktiviert und an deren Weiterverbreitung gehindert.“ Mithilfe von sog. UV-OpenChannel-Systeme können z.B. kontaminierte Abwässer umweltfreundlich aufbereitet werden. In den vergangenen Monaten hatten die Aktionäre von Dr. Hönle angesichts zahlreicher enttäuschender Nachrichten jedoch wenig Freude. So verfehlte das Unternehmen aufgrund von Engpässen und Sondereffekten seine Planungen für das vergangene Geschäftsjahr.
Nun scheint der Small Cap aber wieder zurück in der Wachstumsspur. Im 2. Quartal 2021/22 erholte sich der Umsatz auf 66,24 (57,61) Mio. €. Der Konzerngewinn zog noch deutlicher auf 5,43 (4,55) Mio. € an. Mit einer Eigenkapitalquote von
57,2 % ist Dr. Hönle ohnehin sturmfest. Schließlich ist der Börsenwert von derzeit 147 Mio. € allein mit Eigenkapital in Höhe von 118,36 Mio. € unterfüttert.
Die Neuformierung des Vorstandes könnte der Anfang einer großen Comeback-Story sein. Die Dr. Hönle-Aktie ist damit mehr als nur eine Spekulation wert.