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Von Behörden gestoppte Übernahmen im Technologiesektor

Der 80 Mrd. $ schwere Verkauf des Chip-Designers Arm an den US-Konzern Nvidia ist geplatzt. Mehrere Behörden hatten bei dem ursprünglich für 2020 angekündigten Verkauf durch den japanischen Technologie-Investor und Arm-Eigner Softbank Bedenken: In den USA sah die Kartellbehörde FTC eine Schwächung des Wettbewerbs beim Betrieb von Rechenzentren und Chips für selbstfahrende Autos, sollten beide Konzerne zusammengehen. In der EU und Großbritannien gab es ähnliche Befürchtungen. 

Besonders in der Chip-Branche und anderen Technologie-Bereichen läuten bei nationalen Regulierungsbehörden die Alarmglocken, wenn es um die Übernahme einheimischer Unternehmen durch Firmen aus dem Ausland geht. Es folgt eine Übersicht solcher Deals, die von Behörden gestoppt wurden:

 

  • Die Übernahme des Münchner Chip-Zulieferers Siltronic durch die taiwanische GlobalWafers scheiterte vergangene Woche, nachdem die Bundesregierung die Frist zur Freigabe verstreichen ließ. Man habe nach der Entscheidung der chinesischen Kartellbehörde nicht genug Zeit zur Prüfung gehabt, lautete die Begründung. GlobalWafers will nun das Geld in den Ausbau der eigenen Produktionskapazitäten investieren. (Full Story)
  • Infineon-Vorstand Helmut Gassel wies zuletzt auf die Herausforderungen durch die behördliche Prüfung von Übernahmen im Hightech- und Halbleiter-Bereich hin. Diese würden zu großer Unsicherheit führen. Gassel spricht aus eigener Erfahrung: 2017 blockierte die US-Regierung den deutschen Halbleiter-Produzenten beim Kauf des amerikanischen Chipkonzerns Wolfspeed. Weil das Unternehmen auch militärische Anwendungen bediente, hatten die US-Behörden nationale Sicherheitsbedenken angemeldet.
  • Im November 2021 untersagte Italiens Ministerpräsident Mario Draghi die Übernahme einer italienischen Firma durch ein chinesisches Unternehmen: Zhejiang Jingsheng Mechanical wollte in einem Joint Venture mit dem US-Konzern Applied Materials dessen italienische Tochter kaufen. Zuvor hatte Draghis Regierung schon den Verkauf eines Saatgutherstellers an den chinesisch kontrollierten Branchenriesen Syngenta und eines Zulieferers für die Chipbranche an Shenzhen Invenland Holdings blockiert. 
  • Auch bei der der chinesischen Beteiligungsgesellschaft Wise Road Capital kam es 2021 nicht zur Übernahme des US-Chipherstellers Magnachip Semiconductor. US-Behörden sahen in dem 1,4 Mrd. $  Deal ein nationales Sicherheitsrisiko und blockierten die Transaktion.
  • Im März 2021 beendete der US-Konzern Applied Materials seinen Versuch, den japanischen Chip-Ausrüster Kokusai Electric für 2,2 Mrd. $ vom Finanzinvestor KKR zu kaufen. Die chinesischen Wettbewerbsbehörden hatten dem Deal nicht innerhalb der Frist zugestimmt. Zu der Zeit waren die Handelsbeziehungen zwischen China und den USA sehr angespannt.
  • Auch der geplante Kauf von NXP Semiconductors durch den amerikanischen Handychip-Hersteller Qualcomm scheiterte 2018 an der fehlenden Genehmigung der chinesischen Behörden. Qualcomm wollte NXP Semiconductors für rund 44 Milliarden Dollar erwerben.
  • In demselben Jahr entschied sich der damalige Präsident Trump, eine Übernahme von Qualcomm durch den Chip-Hersteller Broadcom zu verbieten. Die US-Regierung sah bei dem mit 117 Mrd. $  bewerteten Deal die nationale Sicherheit gefährdet.
  • * Ebenso aus Gründen nationaler Sicherheit schob die US-Regierung 2018 dem Verkauf des Geldtransfer-Anbieters MoneyGram an die chinesische Ant Group einen Riegel vor. Die Ant Group hatte MoneyGram für 1,2 Mrd. $ kaufen wollen.
  • 2016 hoffte der deutsche Chipanlagenbauer Aixtron auf eine Übernahme durch den chinesischen Investor Fujian Grand Chip Investment (FGC). Dieser wollte die Deutschen für 676 Millionen Euro übernehmen. Wegen eines Vetos des damaligen US-Präsidenten Barack Obama zog FGC sein Angebot jedoch zurück.