Die Elektroauto-Revolution stellt die Zulieferbranche auf die Probe - die einen kämpfen um ihre Zukunft, weil in der elektrischen Welt keine Zylinderkopfdichtungen oder Abgassysteme mehr benötigt werden, die anderen kommen beim Ausbau ihrer Kapazitäten nicht mehr hinterher. Zum Beispiel TE Connectivity. Das Schweizer Unternehmen stellt Stecker her, die Kabel mit allen möglichen Geräten im Auto verbinden, von Sensoren über Kraftstoff-Einspritzdüsen bis hin zu Unterhaltungselektronik, und die in Elektroautos noch deutlich mehr zum Einsatz kommen dürften als bei Verbrennern. TE Connectivity ist wohl einer der größten Autozulieferer, von denen den meisten Menschen noch nichts gehört haben. Mit einem Marktwert von 43 Mrd. $ ist TE allerdings größer als Nissan und Renault zusammen - und mehr als dreimal so groß wie der Autozulieferer Continental.
Auch andere Sensoren- und Steckerspezialisten wie Sensata Technologies, Amphenol oder Molex verzeichnen einen Boom. "Alle Autohersteller reden von einer Umstellung auf Elektromobilität und versprechen Reichweiten ihrer Autos", sagte William Kerwin, Analyst beim Ratinghaus Morningstar, der die Branche beobachtet. "Ohne Zulieferer wie TE schaffen sie das aber nicht."
Autohersteller und Zulieferer wurden nach Ansicht von TE-Chef Curtin gleichermaßen von der explodierenden Nachfrage nach Elektroautos in Europa in den vergangenen beiden Jahren überrascht. Jetzt läuft die Aufholjagt. Die Produktion in der neuen Halle in Wört läuft mit doppeltem Tempo. Beflügelt wurden die Geschäfte von der Chipkrise: Viele Autobauer stellten Verbrennermodelle wegen der Knappheit hintenan und konzentrierten sich in erster Linie auf die Elektromodelle. Doch das bereitet TE durchaus auch Kopfzerbrechen. Denn offen ist, wie lange die Firmen das Tempo bei der Elektromobilität beibehalten und wann Hindernisse kommen - etwas das Auslaufen staatlicher Förderung, wie Curtin sagt.
Noch steht alles auf Wachstum. 2021 verdoppelten Elektroautos nach Berechnungen des Analysehauses JATO Dynamics ihren Marktanteil weltweit auf sechs Prozent, und der Anteil dürfte weiter steigen. Die steigende Nachfrage nach Software, Elektroauto-Teilen und Elektronik dürfte den Zulieferern zugute kommen. Die Beratungsfirma McKinsey geht davon aus, dass der europäische Zulieferer-Markt bis 2030 auf 330 Mrd. € steigt, von derzeit 216 Mrd. - die Firmen bauen ihre Kapazitäten aus, während sie gleichzeitig mit Engpässen bei Teilen wie Chips zu kämpfen haben.