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US-Notenbank erhöht erstmals seit Corona die Zinsen

Die hohe Inflation hat in den USA die Zinswende eingeläutet: Die US-Notenbank (Fed) erhöht erstmals seit Beginn der Pandemie ihren Leitzins wieder. Der wichtige Zinssatz für die weltgrößte Volkswirtschaft steigt um 0,25 Prozentpunkte und liegt damit nun in der Spanne von 0,25 bis 0,5 %, wie die Zentralbank am Mittwoch mitteilte. Die Notenbank gehe davon aus, dass "anhaltende Erhöhungen des Leitzinses angemessen sein werden", hieß es. Die Kehrtwende der Geldpolitik war wegen der seit Monaten anhaltend sehr hohen Inflationsrate erwartet worden. 

Die Auswirkungen des Kriegs in der Ukraine auf die USA seien "sehr unsicher", so die Fed. Kurzfristig dürften sie einen Aufwärtsdruck auf die Inflation erzeugen. Gleichzeitig sollte das Wirtschaftswachstum belastet werden. 

Notenbankchef Jerome Powell betonte, die Zentralbank habe eine Verpflichtung, den Anstieg der Preise zu bekämpfen. Es gebe einen klaren Plan, den Leitzins "im Laufe des Jahres stetig zu erhöhen." Voraussichtlich schon bei der nächsten Sitzung im Mai solle zudem ein Plan bekanntgegeben werden, die durch Corona-Hilfsprogramme angeschwollene Bilanz der Fed zu reduzieren, sagte er. Dadurch würde dem Markt weiter Liquidität entzogen, was in der Wirkung etwa einem weiteren Zinsschritt entspräche. 

Powell erklärte, Wirtschaft und Arbeitsmarkt seien derzeit so stark, dass sie die höheren Zinsen verkraften würden. Mittelfristig strebt die Zentralbank eine durchschnittliche Inflationsrate von rund 2 Prozent an. 

In der am Mittwoch vorgelegten Prognose rechnet die Fed für das laufende Jahr nun mit einer deutlich höheren Inflationsrate als noch vor drei Monaten. Die Teuerungsrate soll trotz der geplanten Erhöhungen des Leitzinses Ende 2022 bei 4,3 Prozent liegen, eine Steigerung von 1,7 Prozentpunkten gegenüber der Prognose vom Dezember. Die Fed musste ihre Prognosen zur Inflationsentwicklung seit Beginn der Corona-Pandemie bereits mehrfach nach oben korrigieren. 

Eine Herausforderung für die US-Zentralbank ist es dabei, dass sie die Ursachen der Preissteigerungen nur begrenzt beeinflussen kann. Die Unterbrechungen globaler Lieferketten und steigende Energiepreise etwa reagieren nicht direkt auf den US-Leitzins. Der russische Angriffskrieg in der Ukraine wiederum dürfte Experten zufolge zu neuen Problemen der Lieferketten führen, genauso wie weitere Corona-Lockdowns in China - wie jüngst in der Metropole Shenzhen. 

Außerdem korrigite die US-Notenbank Wachstumsprognose deutlich nach unten. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) soll demnach um 2,8 % wachsen, das wären 1,2 Prozentpunkte weniger als noch im Dezember angenommen. Im Vorjahr war die Wirtschaft im Zuge der Erholung von der Corona-Krise noch um starke 5,7 % gewachsen. In Bezug auf den Arbeitsmarkt blieb die Fed optimistisch: Bis Jahresende soll die Arbeitslosenquote weiter auf 3,5 % fallen. 

Auch Europas Währungshüter steuern inzwischen auf ein Ende ihrer ultralockeren Geldpolitik zu. Die Europäische Zentralbank (EZB) fährt ihre milliardenschweren Anleihenkäufe früher zurück als geplant und stellt deren Ende im Sommer in Aussicht. Wann die Zinsen im Euroraum nach jahrelangem Rekordtief wieder steigen werden, ist noch unklar.