Die Berichtssaison in den USA erreicht langsam aber sicher ihren Zenit. Während die meisten Großkonzerne ihre Bilanzen bereits präsentiert hatten, legten doch noch einige nach. Hier sorgte der eine oder andere zudem für eine Überraschung.
Anfang Juli meldete der Biotechkonzern Gilead Sciences Forschungserfolge für seinen HIV-Impfstoff (vgl. ES 27/24), nachdem zu Beginn des Jahres noch Rückschläge vermeldet werdenmussten. Die Zahlen für das 2. Quartal konnten ebenso überzeugen. Der Umsatz wuchs auf knapp 7,0 Mrd. $, nach 6,6 Mrd. $ im Vorjahreszeitraum. Operativ konnte das Ergebnis auf 2,64 (1,67) Mrd. $ gesteigert werden und der Gewinn fuhr auf 1,6 (1,0) Mrd. $ vor.
Mit den „Spezialmedikamenten“ von Gilead Sciences ist man für die Zukunft bestens versorgt; (A–).
Der Hype um das Diabete-Medikament Mounjaro und das Abnehmmittel Zepbound lassen Eli Lilly optimistischer auf das Gesamtjahr blicken. Zwischen April und Juni sprang der Umsatz auf 11,3 (8,3) Mrd. $ und der operative Gewinn auf 3,7 (2,1) Mrd. $ an. Unterm Strich stand ein Gewinn von 2,97 (1,76) Mrd. $. Der Pharmakonzern erwartet für 2024 nun Erlöse zwischen 45,4 und 46,6 Mrd. $, das sind jeweils 3 Mrd. $ mehr als bisher. Der um Sondereffekte bereinigte Gewinn je Aktie soll 16,10 bis 16,60 (6,32) $ erreichen. Zuvor hatte das Management hier 13,50 bis 14,00 $ im Visier.
Eli Lilly gehört in jedes gesunde Depot; (B+).
Ein starkes Wachstum im Streaming-Bereich bot Warner Music Group zwischen April und Juni Rückenwind. Die Erlöse setzten um 1 % auf 1,55 Mrd. $ zurück, währungsbereinigt verbuchte der Konzern indes einen Anstieg um 1 %. Das operative Ergebnis kletterte indes auf 207 (189) Mio. $. Netto verbuchten die Amerikaner einen Gewinn von 141 (124) Mio. $. Für das Schlussquartal wird der Vorstand indes vorsichtiger und stellt für das Gesamtjahr ein EPS zwischen 0,00 und 0,30 (bisher: 0,10–0,50) $ je Aktie in Aussicht.
Auf dem aktuellen Kursniveau sammelt man noch einige Warner Music Group-Titel ein; (A–).
Unternehmen geben wieder vermehrt Geld für den Schutz vor Cyberangriffen aus, nachdem die Investitionen bisher angesichts der wirtschaftlichen Lager heruntergefahren wurden. Die zunehmende Nachfrage hat die Ergebnisse des Cyber-Allrounders Fortinet im 2. Quartal angeschoben. Umsatzseitig stand mit 1,4 (1,3) Mrd. $ mehr in der Bilanz. Auch operativ verdienten die Amerikaner mit 437,2 (279,0) Mio. $ mehr. Der Nettogewinn landete bei 379,8 (266,3) Mio. $. Angesichts der positiven Entwicklung blickt das Management zuversichtlicher auf das Gesamtjahr und peilt Erlöse zwischen 5,8 und 5,9 (5,3) Mrd. $ an. Bisher wurden 5,75 bis 5,85 Mrd. $ in Aussicht gestellt.
Bei Fortinet sichert man sich noch einige Stücke; (A–).
Einer der führenden Anbieter von drahtloser Kommunikationsinfrastruktur, American Tower, verbuchte ein starkes Halbjahr und hat die Jahresziele nochmals bekräftigt. Bei einem Erlöseanstieg auf 5,73 (5,54) Mrd. $ kletterte das operative Ergebnis auf 2,52 (1,65) Mrd. $. Vor allem die Mieteinnahmen für Funktürme zogen im 2. Quartal an. Der Nettogewinn schwoll derweil auf 1,83 Mrd. $ an, nach 776,5 Mio. $ im Vergleichszeitraum. Für das Gesamtjahr wird ein Gewinn zwischen 3,23 und 3,32 (1,37) Mrd. $ anvisiert.
American Tower läuft und läuft und... Bei dem Wert bleibt man eingemietet; (A–).
Der Spezialist in Sachen Energieversorgungs-Systeme und Motoren jeglicher Art, Cummins, hat das 2. Quartal mit einem Umsatzplus auf 8,8 (8,6) Mrd. $ beendet. Zwar schwächte sich die Nachfrage im Bereich Components deutlich ab, das Ebitda fuhr insgesamt dennoch auf 1,35 (1,33) Mrd. $ vor. Der auf die Aktionäre entfallende Nettogewinn hielt sich mit 726 (738) Mio. $ stabil. Die Guidance für 2024 hat das Management derweil bestätigt und es wird mit einer Ebitda-Marge von 15,0 bis 15,5 (15,3) % gerechnet.
Bei Cummins fährt man langfristig mit; (B+).
Mit dem Ende der Homeoffice-Zeit steigt die Nachfrage nach Mitfahrgelegenheiten, die die Ergebnisse von Uber auch im 2. Quartal weiter anschob. Der Konzern erlöste im abgelaufenen Jahresviertel 10,7 Mrd. $ und damit 16 % mehr. Der Gewinn sprang indes von 394 Mio. auf 1,02 Mrd. $ an.
Mit den Ergebnissen hat Uber die Markterwartungen übertroffen. Hier fährt man weiter mit; (B+).
Der US-Lebensmittelkonzern Mondelez konnte den Umsatz im 1. Halbjahr mit 17,6 (17,7) Mrd. $ stabil halten. Dennoch machte sich eine Zurückhaltung bei den Kunden bemerkbar. Operativ stand mit 3,6 (2,9) Mrd. $ dennoch mehr in der Bilanz. Der auf die Aktionäre entfallende Gewinn setzte indes auf 2,0 (3,0) Mrd. $ zurück. Der Hersteller von Marken wie Milka, Toblerone oder Oreo ist von der EU-Kommission im Mai zur Zahlung einer Strafe von 337,5 Mio. € verurteilt worden. Der Kommission zufolge haben die Amerikaner den Wettbewerb verzerrt und ihre Produkte künstlich teurer gemacht. Der Konzern habe grenzüberschreitenden Handel zwischen Ländern mit unterschiedlichen Preisen verhindern wollen und seine Marktmacht ausgenutzt, um Händler unrechtmäßige Vereinbarungen aufzudrücken. Mondelez versicherte es habe sich lediglich um Einzelfälle gehandelt und hatte 2023 entsprechende Rücklagen gebildet.
Mondelez lässt man sich weiterhin schmecken; (B+).
Deutlich höhere Ausgaben für die Forschung und Entwicklung haben BioNTech in der 1. Jahreshälfte belastet. Zudem brach das Corona-Geschäft in diesem Zeitraum ein und drückte den Umsatz von 1,44 Mrd. auf 316,3 Mio. €. Unterm Strich verbuchte das Mainzer Biotech-Unternehmen einen Verlust von –1,12 Mrd. €, nach moch einem Gewinn von 311,8 Mio. € im Vorjahreszeitraum. An den Zielen für 2024 mit Erlösen von 2,5 bis 3,1 (3,9) Mrd. € hält das Management dennoch weiterhin fest, denn ein Großteil der Erlöse wird im Schlussquartal erwirtschaftet. Derweil wird der Konzern in den USA mit einer Klage wegen angeblich zu niedriger Lizenzgebühren für den COVID-Impfstoff Comirnaty konfrontiert. Die Universität Pennsylvania hat eine entsprechende Klage eingereicht, wonach BioNTech der Hochschule einen höheren Anteil an den weltweiten Impfstoffverkäufen schulde, da das Unternehmen „grundlegende“ mRNA-Erfindungen der Professoren und Nobelpreisträger Katalin Kariko und Drew Weissman nutze.
Klagen und Prozesse rund um die Technologie der COVID-Impfstoffe sind nichts Neues. Derzeit stellt sich BioNTech neu auf und will den Fokus auf lange Sicht auf die Onkologie legen. Hier wartet man aber erste Erfolge zunächst ab; (B).
Eine anhaltend hohe Nachfrage nach Künstlicher Intelligenz (KI) hat dem Datenanalyseunternehmen Palantir in den 6 Monaten bis Ende Juni einen Gewinnsprung beschert. Konkret zog die Nachfrage nach der konzerneigenen Plattform, die zum Testen und Verbessern von Anwendungen der KI eingesetzt wird, deutlich an. Insgesamt erlöste Palantir im 1. Halbjahr 1,3 (1,1) Mrd. $. Der Gewinn sprang dabei überproportional auf 241,6 (47,0) Mio. $ an. Für das Gesamtjahr wird der Vorstand optimistischer und stellt Umsätze von 2,74 bis 2,75 Mrd. $ in Aussicht, nachdem bisher 2,68 bis 2,69 Mrd. $ auf dem Kurszettel standen.
Bei Palantir kann man über erste Gewinnabsicherungen nachdenken. Der Rest bleibt im Depot verankert; (B+).
Zwar äußerte sich der US-Biotech-Konzern Amgen bei der Präsentation seiner Quartalsergebnisse nicht zu seinem noch nicht auf den Markt gebrachten Abnehmmittel MariTide, die Jahresziele wurden indes konkretisiert. Gestiegene Volumen konnten den Preisrückgang zwischen April und Juni abfedern und der Umsatz zog auf 8,39 (6,99) Mrd. $ an. Auch die übernommene Horizon Therapeutics schob die Erlöse an, drückte jedoch auf den Gewinn. Operativ standen 1,91 (2,68) Mrd. $ in der Bilanz. Der Nettogewinn sank aufgrund gestiegener Ausgaben im Zusammehang mit der Akquisition auf 746 Mio. (1,38 Mrd.) $. Für 2024 peilt der Vorstand Erlöse von 32,8 bis 33,8 (bisher: 32,5–33,8) Mrd. $ an.
Amgen sorgte mit den Zahlen für gemischte Gefühle an der Börse. Den Wert gibt man aber nicht vorschnell aus der Hand; (B+).
Airbnb spürt eine Abschwächung der Reiselust, vor allem der US-Verbraucher. Zudem gehe der Trend angesichts der angespannten Wirtschaftslage eher zu Kurztrips, wie der Konzern mitteilte. Im Q2 konnte der Umsatz dennoch auf 2,75 (2,48) Mrd. $ vorfahren. Auch das bereinigte Ebitda verbesserte sich auf 894 (819) Mio. $. Unterm Strich fiel der Gewinn jedoch auf 555 (650) Mio. $ zurück. Für das laufende Jahresviertel stellt das Management einen Umsatzanstieg von 8 bis 10 % auf 3,67 bis 3,73 Mrd. $ in Aussicht.
Auf die Prognose für das 3. Quartal reagierte der Markt mit einem Kursrutsch – Analysten hatten im Schnitt mit einem höheren Umsatzplus gerechnet. Bei Airbnb bietet sich derzeit eine spekulative Einstiegsgelegenheit; (A–).
Der Cerealienhersteller WK Kellogg will sich neu aufstellen und hat im Zuge dessen die Schließung des Werks in Omaha angekündigt. Die Restrukturierungspläne dürften zunächst zu Kosten vor Steuern zwischen 230 und 270 Mio. $ führen. Angesichts der hohen Zinsen und der hartnäckigen Inflation griffen Kunden zuletzt vermehrt zu den preiswertetern Eigenmarken der Supermärkte und verzichten auf die teuren Markenprodukte. Zwischen Januar und Juni setzten die Amerikaner mit 1,4 Mrd. $ insgesamt 2,9 % weniger um. Unterm Strich kletterte der Gewinn dennoch auf 64 (53) Mio. $.
Bei WK Kellogg beobachtet man den Konzernumbau vom Seitenrand aus; (B).