Traditionell läuten die amerikanischen Großbanken die US-Berichtssaison ein und sind gleichzeitig Trendbarometer für Konkurrenten und Markt. Die ersten Zahlen für das abgelaufene 3. Quartal sehen eigentlich durchaus vielverspechend aus, doch ausgerechnet der Chef des größten Geldhauses warnt vor zu viel Euphorie.
Denn niemand Geringeres als JPMorgan-Chef James Dimon warnte, dass die Konflikte in der Ukraine und Israel ernste Folgen für die Energie- und Nahrungsmittelmärkte haben könnten. Gleiches gelte für den Welthandel und die Beziehungen zwischen den Staaten. Dimon, der so lange wie kein anderer CEO an der Spitze eines großen Wall-Street-Instituts steht, verwies auch auf eine Reihe anderer Risiken, auf die sich Unternehmen vorbereiten sollten. Er machte auf den „anhaltend angespannten Arbeitsmarkt und die extrem hohe Staatsverschuldung mit dem bisher größten Haushaltsdefizit in Friedenszeiten“ aufmerksam. Dies erhöhe das Risiko, dass die Inflation hoch bleibe und die Zinssätze weiter ansteigen.
Trotz der Zukunftssorgen lieferte JP Morgan starke Zahlen fürs 3. Quartal. So wuchsen die bereinigten Erträge des Konzerns im Jahresvergleich um 21 % auf 40,7 Mrd. $. Dies lag vor allem an einem noch kräftiger gestiegenen Zinsüberschuss. Dabei profitierte das Institut von dem deutlichen Anstieg des allgemeinen Zinsniveaus nach der jahrelangen Niedrigzinspolitik der Zentralbanken. Ohne die Übernahme der First Republic hätten JPMorgans Erträge immerhin noch um 15 % zugelegt. Der Konzern hatte den Konkurrenten infolge der dortigen Bankenkrise im Frühjahr in einer von Aufsichtsbehörden organisierten Rettungsaktion übernommen. Zum Gewinn von JPMorgan steuerte First Republic nun 1,1 Mrd. $ bei. Dieser fiel mit 13,2 Mrd. $ immerhin satte 35 % höher aus.
Die Bedenken von Bankenchef Dimon scheinen den Erfolgskurs von JPMorgan bislang nicht zu stören. Hier bleibt man investiert; (B+).
Auch die US-Großbank Citigroup hat im 3. Quartal von guten Geschäften im Handel mit Zinsprodukten und Währungen profitiert. Auf der anderen Seite rang die Bank mit einer hohen Vorsorge für Kreditausfälle und gestiegenen Kosten. Diese zehrten die Zuwächse bei den Erträgen fast auf. Dennoch stand hier im Berichtszeitraum ein Plus von immerhin noch 9 % auf gut 20 Mrd. $. Unter dem Strich verdiente die Bank mit 3,55 Mrd. $ aber entsprechend gerade mal 2 % mehr als ein Jahr zuvor. Die hohen Zinsen, die den Banken zuletzt signifikant höhere Ergebnisse bescherten, haben jedoch auch ihre Schattenseiten. Citigroup-CEO Jane Fraser verwies darauf, dass die US-Verbraucher ihre Ausgaben zurückfahren und „zunehmend vorsichtiger werden“. Auch die Zahl der Insolvenzen in den USA steigt, weil sich Unternehmen angesichts der hohen Zinsen nicht mehr refinanzieren können. Erst vor gut einem Monat hatte die Managerin daher eine der größten Umbauten der Bankgeschichte verkündet. Das Ziel der Citi-Chefin: Die Struktur soll verschlankt und vereinfacht werden, auch Stellen fallen bei der Großbank dadurch weg. Besonders einschneidend ist der Umbau für den Gruppenteil, der institutionelle Kunden betreut. Der Konzern trennt sich laut Medienberichten von der Management-Ebene seiner ehemals größten Sparte, ähnliches gilt für das Personal Banking und das Wealth Management. Zudem werden einige regionale Führungsebenen außerhalb Nordamerikas abgeschafft, insgesamt fallen etwa 35 Komitees durch den Umbau weg. Wie viele Stellen im Zuge der Umstrukturierung gestrichen und welche finanziellen Auswirkungen der Schritt haben wird, ist jedoch noch nicht bekannt.
Derzeit weist die Citigroup charttechnisch wieder erste Kaufimpulse auf. Den Wert behält man im Auge; (B+).
Deutlich besser lief es derweil für Wells Fargo. Das Institut steigerte seine Erträge in den 3 Monaten bis Ende September vor allem dank der gestiegenen Zinsen um 7 % auf knapp 20,9 Mrd. $. Unter dem Strich blieb ein Gewinn von knapp 5,8 Mrd. $ übrig – 61 % mehr als ein Jahr zuvor. Zwar legte das Institut erneut mehr Geld für Kreditausfälle zur Seite, doch gingen seine Kosten abseits der Zinsen im Jahresvergleich auf 13,1 Mrd. $ zurück. Trotzdem ist dies ein kleiner Rückschlag für die Sparpolitik von Bank-Chef Charlie Scharf. Der Manager versucht, die Kosten der Bank zu senken, doch im 3. Quartal lagen sie höher als im Vergleichswert zum Vorquartal. Entsprechend setzte Scharf seine Kostenprognose für das Gesamtjahr um eine halbe Milliarde auf 51,5 Mrd. $ nach oben.
Die Sparprogramme scheinen langsam aber sicher Früchte zu tragen. Angesichts der „Altlasten“ bleibt Wells Fargo jedoch nach wie vor etwas für eher spekulativ orientierte Anleger; (B+).
Auch die Bank of America profitierte von höheren Zinsen. Die Gesamterlöse legten im 3. Quartal auf 25,2 (24,5) Mrd. $ zu. Nach Steuern erzielte das Institut angesichts geringerer Steuern derweil einen um gut 10 % auf 7,8 Mrd. $ verbesserten Gewinn. „Wir steigerten Umsatz und Gewinn, während wir unsere Strategie für verantwortungsvolles Wachstum weiter umsetzten. Wir senkten die Ausgaben während wir weiterhin in unser Geschäftsfeld investierten“, so CFO Alastair Borthwick.
Die Bank of America bleibt im Depot; (B+).
Trotz weiterhin angespanntem M&A-Markt erzielte Goldman Sachs im 3. Quartal einen Umsatz von immerhin noch 11,82 (11,98) Mrd. $ und zeigte sich damit weitgehend stabil. Nach Steuern machte sich die schwierige Marktlage jedoch bemerkbar. Hier ging das Ergebnis von 3,07 Mrd. auf 2,06
Mrd. $ zurück. Darüber hinaus trennen sich die Amerikaner vom Online Kreditvermittler GreenSky. Die Plattform für Verbraucherkredite für den Hausbau wird an ein Konsortium unter der Führung der Investmentfirma Sixth Street Partners verkauft. Goldman Sachs gab den Wert der Transaktion derweil jedoch nicht bekannt. Es entstehe dabei allerdings eine Belastung von 19 Cents pro Aktie für das 3. Quartal. Die US-Bank hatte GreenSky im vergangenen Jahr in einem Geschäft mit einer Bewertung von 1,7 Mrd. $ erworben.
Trotz zuletzt einiger (Kurs)Turbulenzen gibt man sein Goldman Sachs-Engagement nicht vorschnell auf; (B+).