Chart-Digital.jpg
@GettyImages

Techies diesmal kein Kurstrigger

Nasdaq nach Bilanzen unter Druck

Mit Spannung wurden die Zwischenergebnisse der US-Technologiegiganten erwartet. Groß waren die Hoffnungen, dass die Zukunftswerte einen Meilenstein für die Jahresendrally legen. Doch diesmal konnten die Nasdaq-Schwergewichte nicht das Ruder herumreißen – noch nicht!

Für eine bittere Enttäuschung sorgte direkt Alphabet zu Beginn der Berichtswoche. Die Google-Mutter programmierte im 3. Quartal zwar einen um 11 % auf rund 76,7 Mrd. $ erhöhten Umsatz, verfehlte aber im wichtigen Cloud-Geschäft bei den Erlösen mit gut 8,4 Mrd. $ (+22 %) ganz klar die hohen Markterwartungen. Das Werbegeschäft von Google wuchs um 9,4 % auf 59,65 Mrd. $. Der Konzerngewinn von Alphabet sprang jedoch um mehr als 40 % auf knapp 19,7 Mrd. $ in die Höhe. Allerdings sind hierin rund 760 Mio. $ durch eine Änderung bei den Abschreibungen auf Server und Netzwerktechnik enthalten. Außerdem schob Google im 2. und 3. Quartal Steuerzahlungen auf. Diese wurden nun in Höhe von 10,5 Mrd. $ geleistet und im Schlussquartal verbucht, so Finanzchefin Ruth Porat.

Die Aktie schmierte in Reaktion auf die Zahlen ab – völlig übertrieben. Denn die Zahlen zeigen vor allem eines: Wachstum! Und dies sollten die Anleger nicht ignorieren; (A–). 

Amazon konnte mit einer starken Q3-Bilanz aufwarten. Insbesondere dank des starken Cloud-Geschäfts und den Aktionstagen wie der Prime Day wuchs der Umsatz um 13 % auf 143,1 Mrd. $. Nach lediglich 2,87 Mrd. $ machte der Nettogewinn einen Satz auf 9,9 Mrd. $. Beide Kennziffern toppten die Erwartungen des Aktienmarktes. In diesem Jahr rechnet der Onlineriese mit einem florierenden Weihnachtsgeschäft. So wird für das Q4 ein Umsatz zwischen 160 und 167 (149,2) Mrd. $ in Aussicht gestellt. Konzernchef Andy Jassy hatte die Kosten stark gesenkt und neben der Cloud auch das Werbegeschäft ausgebaut. Amazon will außerdem ein starker Player bei sogenannter generativer KI werden.

Es bleibt dabei: Langfristig führt an dem Musterdepot-Wert  Amazon  kein Weg vorbei. Entsprechend halten Anleger die derzeit starken Kursschwankungen aus; (A–).

Der Nächste bitte: Mit Microsoft legte ein echtes Tech-Urgestein seine Zahlen für das 1. Quartal vor. Ganz anders als bei Alphabet zeigten sich die Analysten voller Lob. Der Softwaregigant profitierte unverändert vom Boom bei Software mit Künstlicher Intelligenz, was wiederum die Nachfrage nach Cloud-Diensten des Konzerns antreibt. Der Umsatz bei der Cloud-Plattform Azure kletterte um 29 %. Bekanntermaßen steckte Microsoft zuletzt Milliarden in eine Allianz mit der ChatGPT-Entwicklerfirma Open AI und integriert diese Technologien quer durch die eigene Produktpalette. Die Zusammenarbeit erweist sich damit mehr und mehr als cleverer Schachzug. Insgesamt legte der Microsoft-Umsatz um 13 % auf 56,5 Mrd. $ zu. Der Gewinn im Ende September abgeschlossenen Quartal machte einen Satz um 27 % auf 22 Mrd. $.

Microsoft ist und bleibt ein Top-Investment; (B+).

Durchwachsener fiel das vergangene 3. Quartal bei Meta (vormals Facebook) aus. Das Positive vorweg: Der Umsatz schwoll um 23 % auf 34,1 Mrd. $ an. Der Nettogewinn sprang auch dank der hohen Werbeeinnahmen von 4,4 Mrd. $ im Vj. auf 11,6 Mrd. $ hoch. Doch angesichts der Eskalation in Nahost befürchtet Meta, dass sich das Werbegeschäft abschwächen könnte. Zudem gibt der Konzern horrende Summen für die Entwicklung virtueller Welten – des „Metaverse“ – sowie der dafür gedachten Geräte wie Digitalbrillen aus. Der operative Verlust der Sparte Reality Labs stieg nochmals auf –3,74 (–3,67) Mrd. $ – Land ist hier noch lange nicht in Sicht! Im Jahr 2024 wird nunmehr KI der wichtigste Investitionsbereich des Konzerns.

Die Investitionen in die Zukunft sind in der Tat ein Brett! Allerdings hat Unternehmensgründer Mark Zuckerberg durchaus finanziellen Spielraum dafür und ein gutes Gespür für Zukunftsthemen; (B+). 

IBM zeigt mit den aktuellen Q3-Zahlen einmal mehr, dass der Konzern trotz seiner 111-jährigen Historie noch längst nicht zu den Tech-Senioren gehört. Dank des starken Softwaregeschäfts legte der Konzernumsatz um 4,6 % auf 14,8 Mrd. $ zu. Nachdem im Vorjahr noch ein Fehlbetrag von –3,2 Mrd. $ in den Büchern stand, schaffte das Unternehmen mit einem Nettogewinn von 1,7 Mrd. $ ganz klar den Swing. Im Übrigen hat IBM schon vor dem großen Hype damit begonnen, seinen Kunden KI-Systeme anzubieten. Damit bringt sich das Unternehmen langfristig bei dem großen Trendthema KI in Stellung. Trotz aller Unwägbarkeiten sieht sich der Konzern bei seinen Jahreszielen auf Kurs.

IBM toppte mit den Quartalszahlen die Markterwartungen. Somit gibt es keinen Grund, die Strategie bei der Aktie zu überdenken; (B+). 

Auch bei Intel lief es im vergangenen Quartal besser als von Analysten erwartet. Der 1968 gegründete Chiphersteller arbeitet unverändert auf Hochtouren an seinem Comeback und erzielte im 3. Quartal dabei deutliche Fortschritte. Zwar schwächte sich der Umsatz um 8 % auf 14,2 Mrd. $ ab, allerdings verbesserte sich der um Sondereffekte bereinigte Profit um 14 % auf 1,7 Mrd. $. Damit liegt die Kennziffer doppelt so hoch wie am Markt erwartet worden war. Und noch überraschender fiel die Prognose für das Abschlussquartal aus. Dank der anziehenden Nachfrage nach Chips und des Booms bei den KI-Angeboten gibt sich der Konzern nun optimistischer. Schließlich rechnet Intel inzwischen mit einem Umsatz zwischen 14,6 und 15,6 Mrd. $ und einem Gewinn je Aktie von 0,44 $. Analysten hatten für das Q4 lediglich einen Umsatz von 14,35 Mrd. $ und einen Gewinn je Aktie von 0,32 $ auf dem Schirm gehabt.

Intel hat seine Hausaufgaben gemacht und dürfte allmählich das verstaubte Image ablegen; (B+).