Bei dem Softewareanbieter zahlen sich die Kosteneinsparungen bereits aus. So verdiente das MDAX-Unternehmen im Schlussquartal 2021 mehr als zunächst in Aussicht gestellt. Zwar kam die Nachfrage auch im Schlussquartal nicht deutlich besser in Schwung als in den beiden schwachen Vorquartalen, angesichts der zuletzt deutlich eingedampften Erwartungen und des jüngsten Kursverfalls legte die Aktie aber spürbar zu. Einige Börsianer spekulierten darauf, dass Teamviewer demnächst beginnen könnte, Kapital an die Anleger zurückzugeben.
Dass Teamviewer mit den detaillierten Jahreszahlen am 2. Februar auch einen Plan für die Kapitalallokation - also für die Verwendung verfügbarer finanzieller Mittel - vorlegen will, sorgte bei Anlegern für Fantasie. Eine Dividende zahlt das Unternehmen bislang nicht. Im November hatte Vorstandschef Oliver Steil in einem Interview gesagt, dass die Investoren wohl bald wissen wollen, was das Management mit den freien Barmitteln anzustellen gedenke. Er brachte vor allem weitere Zukäufe ins Spiel - sollten die aber keinen Sinn machen, könne man immer noch über Dividenden nachdenken. Einen Aktienrückkauf sah der Manager zu dem Zeitpunkt dagegen kritisch: "Ich glaube nicht, dass man mit so einer kurzfristigen Aktion Wert generieren kann."
Zu Beginn der Pandemie hatte das Unternehmen von einer Sondernachfrage nach Fernwartungs- und Videokonferenzsoftware profitiert, konnte die Geschwindigkeit beim Wachstum aber in der Folge nicht auf hohem Niveau halten. Finanzchef Stefan Gaiser wertete die Ergebnisse aus dem Schlussquartal nun als Erfolg. "Wir haben das Geschäftsjahr mit einem starken vierten Quartal abgeschlossen", sagte er. "Das spiegelt sich besonders in der hohen Anzahl an Vertragsverlängerungen und in einem starken Billings-Wachstum im Enterprise-Segment wider." Insbesondere bei Großkunden, im Enterprise-Bereich, verspricht sich Teamviewer in den kommenden Jahren gute Geschäfte. Die Billings sind die in einem Zeitraum in Rechnung gestellten Umsätze der kommenden 12 Monate. Da der Umsatz selbst in der Bilanz auf die Vertragslaufzeit verteilt werden muss, gibt er nach Ansicht des Managements die aktuelle Nachfrage nur unzureichend wieder. Teamviewer hatte in der jüngeren Vergangenheit mit vielen Kündigungen und auslaufenden Abonnements zu kämpfen, da viele Unternehmen nach der Hochphase der Pandemie wieder in einen geregelteren Arbeitsablauf eintraten und die Software nicht mehr im bisherigen Umfang brauchten.
Das Management hatte die Wachstumsaussichten nach mehreren unerwartet schwachen Quartalen im vergangenen Oktober harsch gekappt - nicht nur für 2021, sondern auch für die Jahre danach. Erste Maßnahmen zum Gegensteuern hätten bereits Wirkung gezeigt, sagte Finanzchef Gaiser. Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen werde 2021 voraussichtlich zwischen 254 und 257 Mio. € liegen. Das seien rund 47 % Marge bezogen auf die in Rechnung gestellten Umsätze (Billings) und damit etwas mehr als zuletzt mit bis zu 46 % veranschlagt. 2020 hatte das Unternehmen noch eine Marge von knapp 57 % erzielt - die Investitionen in Werbung und Personal ließen die Profitabilität nun sinken.
Nach ersten Berechnungen stiegen die Billings nun in 2021 um 19 % auf rund 548 Mio. € und trafen damit die Prognose. Im 4. Quartal legten die Rechnungsstellungen um 20 % zu, währungsbereinigt um 17 %. Zwischen Oktober und Dezember hat das Unternehmen darauf verzichtet, bei den vielen Umsonst-Nutzern in großem Stile zu überprüfen, ob sie die Software des Unternehmens kommerziell einsetzen - um bei Privatanwendern die Attraktivität des kostenlosen Angebots zu stärken, wie es hieß. Die Abonnentenzahl stieg zum Ende des Jahres auf 627 000, ein Jahr zuvor waren es 584 000 gewesen.
Die Teamviewer-Aktie dürfte allmählich genug gelitten haben. Mit den ersten Zahlen zum Q4 sendet das Unternehmen positive Signale für 2022; (B+).