Gut 2,6 Mrd. Tassen Kaffee werden weltweit täglich getrunken. Einer der zum „Bohnen-Boom“ maßgeblich beigetragen hat, ist Starbucks. Mit über 30.000 Stores in über 83 Ländern kommt man an den Amerikanern nicht vorbei. Nach dem schweren Coronajahr ist Starbucks zurück auf dem Erfolgskurs und könnte nun seine verschobene Expansionsstrategie wieder aufnehmen.
Seit über 50 Jahren setzt das Unternehmen aus Seattle Trends in Sachen Kaffee. Ohne die Kette hätten es Getränke wie der „Pumpkinspice-Latte“ oder der „Pistaccio-Frapuccino“ wohl kaum zu ihrer weltweiten Beliebtheit geschafft. Vor allem der sich wandelnde Arbeitsmarkt hat den Amerikanern in die Karten gespielt. Denn während in den Gründungsjahren der 1970er Jahre vor allem Filterkaffee Zuhause getrunken wurde, etablierte sich mit einer immer schnelllebigeren Gesellschaft auch der To Go-Trend immer schneller.
Starbucks für Zuhause
Doch genau dieses Geschäftsmodell hat Starbucks im vergangenen Jahr ein deutliches Minus in der Geschäftsbilanz eingebrockt. Denn während der Pandemie mussten auch die zehntausenden Stores schließen. Starbucks wäre jedoch nicht Starbucks, wenn nicht auch hier schnell eine Lösung gefunden würde. Und so wurde der „Tall-Cappuccino“ einfach nach Hause geliefert – mit Erfolg. Mittlerweile gibt es den Dienst in fast allen Ländern und Städten. Darüber hinaus bietet der Konzern gemeinsam mit Nestlé einige seiner Produkte als „Fertigprodukte“ für Zuhause an und erobert hiermit immer mehr Märkte. Jüngst wurde nun der Fertigkaffee in Südostasien, Ozeanien und Lateinamerika eingeführt. Starbucks Ready-to-Drink (RTD)-Kaffeegetränke sollen demnach bereits 2022 in den genannten Regionen lanciert werden. Nestlé hatte sich vor gut drei Jahren die weltweiten Vermarktungsrechte für sämtliche Konsum- und Gastronomieprodukte von Starbucks gesichert. Von dem Deal ausgeklammert sind die Starbucks-Cafés. Mit den RTD-Kaffee ziele Nestlé auf neue und jüngere Konsumenten ab. Der Konzern setzte 2020 mit Starbucks-Produkten 2,7 Mrd. CHF um.
Rekordergebnisse nach Corona
Entsprechend hat sich das Geschäft in den ersten 9 Monaten wieder erholt. Die Umsatzerlöse legten im Berichtszeitraum um 20,8 % auf 20,91 Mrd. $ zu – Rekord! Noch deutlicher konnte sich das operative Ergebnis mit 3,39 Mrd. $ um satte 237,8 % verbessern. Und auch unter dem Strich ging es nach dem coronabedingt schwierigem Jahr 2020 mit 2,43 Mrd. $ wieder um ganze 354,5 % nach oben. Zahlen zum Gesamtjahr präsentiert das Unternehmen am 28. Oktober. Die Aussichten sind vielversprechend: Demnach wird mit einem Umsatzwachstum von 20–21 (bislang: 18–23) % gerechnet. Allerdings dürfte das China-Geschäft weiterhin von den politischen Einflüssen beeinträchtigt sein. Vor diesem Hintergrund hatte das Unternehmen schon im Juli hier seine Wachstumsprognose von 27–32 % auf 18–20 % reduziert.
Mögliche Kooperation mit Amazon
Spannend hingegen könnte sich eine geplante Kooperation mit keinem Geringeren als Amazon entwickeln. Die beiden Unternehmen haben bereits Anfang 2020 Gespäche aufgenommen, um Amazons kassenlose Go-Läden in einem neuen Co-Branding-Coffeeshop unterzubringen. Dies ist ein Teil der Bemühungen, die „Just Walk Out“-Technologie in den eigenen Läden zu erweitern, heißt es zumindest aus Insiderkreisen. In dem Shop könnten Kunden dann nicht nur Lebensmittel aus Amazons Supermarkt- bzw. Go-Sortiment, wie etwa Backwaren oder warme Speisen kaufen, sondern eben auch Getränke des Kaffeespezialisten.
Das Projekt sei unter dem Namen „Verde“ (zu Deutsch: grün) gelaufen und könnte demnach einen vollkommen neuen Shop mit ganz eigenem Branding hervorbringen – welches also neben Elementen von Amazon auch Produkte von Starbucks vermarkten könnte. Ob es jedoch tatsächlich zu einer solchen Kooperation kommt, ist bislang noch unklar. Doch eines ist sicher: Für beide „Giganten“ dürfte eine Zusammenarbeit durchaus lukrativ sein.
Starbucks ist eine Erfolgsgeschichte, die sich immer wieder neu aufstellt. Nach To Go kam der Lieferdienst, und der nächste Clou dürfte nicht lange auf sich warten lassen.