Abu Dhabis staatlicher Ölkonzern Adnoc kann Anleger mit einer höheren Übernahmeofferte für den Kunststoffkonzern Covestro offenbar nicht überzeugen. Adnoc hat laut Insidern sein informelles Angebot für Covestro auf 57 € je Aktie von rund 55 € erhöht. Covestro wollte sich dazu nicht äußern, bei Adnoc war keine Stellungnahme erhältlich. Der Ölkonzern wolle mit der erhöhten Offerte von rund 11 Mrd. € Verhandlungen mit dem Leverkusener Unternehmen aufnehmen.
"Damit Covestro zustimmt, muss aber etwas in Richtung 75 drauf stehen", erklärte ein Analyst. Vor knapp einem Monat wurde bekannt, dass Covestro den ersten Vorstoß von Adnoc als zu niedrig zurückgewiesen hatte. Die vorgeschlagene Bewertung von gut 10 Mrd. € sei keine Grundlage für weitere Gespräche. Zudem frage man sich bei Covestro, ob der staatliche Energieriese aus den Vereinigten Arabischen Emiraten für einige Teile des Unternehmen als Eigentümer geeignet sei.
Am Markt gebe es die Ansicht, dass Covestro vor einem Angebot von 60 € je Aktie nicht einmal über eine Übernahmeofferte nachdenken würde, sagte ein Händler. "Unter dem Strich bleiben trotz der positiven Erwartungen einige Fragezeichen und angesichts dieser Unsicherheit nutzen offenbar einige die erhöhten Kurse zum Ausstieg."
Bayer hatte seine ehemalige Kunststoff-Tochter 2015 unter dem Namen Covestro an die Börse gebracht. Adnoc soll gut 150 Mrd. $ zur Verfügung haben und will sich breiter aufstellen. Vorstandschef Sultan al-Jaber leitet den Vorstoß des Unternehmens in neue Energien, kohlenstoffarme Brennstoffe wie Ammoniak und Wasserstoff sowie Flüssigerdgas und Chemikalien. Eine Übernahme von Covestro würde dem Ölkonzern, der auch Raffinerieprodukte und petrochemische Erzeugnisse herstellt, Zugang zu fortschrittlicheren Materialien verschaffen, die in Elektrofahrzeugen, Wärmedämmung für Gebäude sowie Beschichtungen, Klebstoffen und technischen Kunststoffen zum Einsatz kommen.