Unternehmen treffen wieder Investoren. Das Eigenkapitalforum der Deutschen Börse bringt in Frankfurt knapp 250 Unternehmen und Investoren zusammen. Neben Unternehmensvorträgen sind auch wieder eine Vielzahl von 1-on-1-Meetings geplant. Hier die ersten Eindrücke von der Veranstaltung – Fortsetzung folgt.
Der ES traf den CFO und Interims-CEO Sebastian Hirsch von Grenke Leasing (ISIN: DE000A161N30) zum Gespräch. Das Leasing-Unternehmen hat nach dem 3. Quartal 2022 seine Prognose für das Neugeschäft für das laufende Geschäftsjahr auf 2,1 bis 2,3 (vorher 2,0 bis 2,2) Mrd. € angehoben. Auf der Ergebnisseite soll sich der Nettogewinn unverändert zwischen 75 und 85 Mio. € bewegen. Auch im aktuell eher schwierigen konjunkturellen Umfeld ist der Vorstand zuversichtlich, das angestrebte Wachstum auch erreichen zu können. Interessant dabei: Die erwartete Ausfallrate bei Leasingfinanzierungen wird in einer Bandbreite von 1,4 bis 1,7 % gesehen. Gegenwärtig deutet noch nichts auf ein gestiegenes Ausfallrisiko im Bestand hin, so Hirsch. Die klassischen Vertragslaufzeiten bei Grenke bewegen sich bei 4 Jahren. Insbesondere das Neugeschäft aus 2020 und 2021 ist hier von der Qualität wohl besser als im Durchschnitt der früheren Jahre, da in der Pandemie nur tendenziell gut aufgestellte Unternehmen ihre Investitionen auf hohem Niveau getätigt haben.
Die gestiegenen Refinanzierungskosten (durch Anstieg des Zinsniveaus) kann man im Neugeschäft mit etwa einem Quartal Zeitversatz dann an die Kunden weiterreichen. Außerdem gut für Grenke: Das gestiegene Zinsniveau führt dazu, dass Unternehmen nach dem Wegfall von Negativzinsen bei ihren Banken auch eher wieder zu Leasing neigen. Auf Sicht von
2 Jahren peilt das Management unverändert ein Neugeschäftsvolumen von rund 3,4 Mrd. € bei einem Nettoergebnis von rund 140 Mio. € an. An der Dividendenpolitik (25 %-Ausschüttung des Nettokonzernergebnisses) soll auch künftig weiter festgehalten werden.
Derzeit versucht sich Grenke am Comeback, nachdem die unklaren Verhältnisse in der Bilanz vor 3 Jahren den Ruf beschädigt hatten. Eine rasante Erholung ist eher unwahrscheinlich, doch peu à peu arbeitet sich die Aktie aus ihrem Tief heraus; (B+).
Auch die Serviceware SE (ISIN: DE000A2G8X31) war wieder in Frankfurt vertreten. Das Unternehmen ist einer der füh-rendenden Anbieter von Softwarelösungen zur Digitalisierung und Automatisierung von Serviceprozessen (Enterprise Service Management), mit denen Unternehmen ihre Servicequalität steigern und ihre Servicekosten effizient managen können. Zur Kundenbasis gehören immerhin 17 DAX-Unternehmen und fünf der sieben größten deutschen Unternehmen.
Passend zum EKF wurde der Abschluss eines weiteren Vertrages mit einem international tätigen Fortune 500 Retailer (500 umsatzstärksten Unternehmen der Welt) gemeldet. Die Servicewarelösungen werden dabei die bislang dort verwendeten eigenen Lösungen vollständig ersetzen. Die Software wird im Schwerpunkt als Software-as-a-Service Modell vertrieben.
Weiteres Wachstum sieht CFO Harald Popp in der konsequenten weiteren Internationalisierung des Geschäfts. Hier hatte man sich nach dem IPO eigentlich ein stärkeres Wachstum vorgenommen, ist aber teilweise durch die Coronapandemie und insgesamt verlängerte Vertriebszyklen etwas ausgebremst worden. Für das laufende Jahr dürfte der Umsatz die 90 Mio.-€-Marke deshalb noch nicht erreichen. Spannend wird es im Übrigen ab einem Umsatzvolumen von 100 Mio. €, weil dann mit einem positiven Ebit gerechnet wird. Aus dem IPO von 2018 sind noch liquide Mittel im Bereich von rund 35 Mio. € vorhanden, so dass Serviceware hier solide aufgestellt ist. Positiv ist auch die geringe Fluktuation beim Kundenstamm zu bewerten.
Bei Serviceware sind die Treiber der Trend zur Digitalisierung und die Kostentransparenz bei Serviceprozessen; (A–).
Aussichtsreich bleibt auch das Geschäftsfeld von Exasol (ISIN: DE000A0LR9G9). Das Unternehmen bietet leistungsstarke Softwarelösungen für Datenbanken an. Dabei setzt man auf eine In-Memory-Technologie, bei der die Analyse der Daten im Arbeitsspeicher erfolgt. Dies ermöglicht die Verarbeitung und Analyse der Daten mit einer sehr hohen Geschwindigkeit, Flexibilität und Skalierbarkeit. Zielkunden sind Unternehmen, die sehr große Datenmengen mit hoher Performance analysieren und durchsuchen müssen.
Nach dem IPO in 2021 musste bereits Ende des Jahres mit einem deutlichen Kostensenkungsprogramm agiert werden, um die Kostenzuwächse zu minimieren. Diese waren z.B. getrieben durch hohe Vertriebsaufwendungen etwa im Ausland, erläuterte CFO Jan Dirk Henrich. Der Schwerpunkt des Geschäfts liegt weiterhin in der DACH-Region sowie in den USA, Großbritannien und Skandinavien.
In 2022 wird nach der jüngsten Prognose bekanntlich mit einem negativen Ebitda von –13 bis –14 Mio. € gerechnet. Für 2023 sieht es schon besser aus, dann soll im Schlussquartal ein ausgeglichenes Ebitda stehen. In 2024 wird dann auch auf Gesamtjahresebene mit einem ausgeglichenen Ebitda gerechnet. Klare Zielsetzung ist, mit den vorhandenen Mitteln aus dem IPO diese Ziele bis 2024 zu erreichen und zwar ohne eine weitere Finanzierungsrunde. Investoren sollten daher hier vorerst die weitere quartalsweise Berichterstattung im Auge behalten. Zeitnah soll wohl auch die aktuell vakante Stelle des CEO neu besetzt werden.
Die Exasol-Technologie ist hoch interessant, wirft aber leider derzeit noch keine Gewinne ab. Hier kann man zumindest auf den Breakeven beim Ebitda warten, bevor man einsteigt; (B).