Die großen Automobilkonzerne sowie die Zulieferer und Lkw-Bauer kommen mit den ersten Zahlen für das Auftaktquartal 2024. Der ES gibt ein erstes Update.
- BMW mit der Pole-Position
Trotz des konjunkturellen Gegenwinds hat der Premium-Autohersteller im Auftaktquartal 2024 mit weltweit 594.671 Fahrzeugen immerhin 1,1 % mehr Absatz eingefahren und damit im Vergleich zur Konkurrenz ein Plus verbucht. BMW profitierte hierbei von einer ungebrochenen Nachfrage nach seinen Elektroautos und Spitzenmodellen. Die Zahl der verkauften batteriebetriebenen Autos beschleunigte um 27,9 % auf 82.700 Pkw und der Absatz im oberen Preissegment um mehr als ein Fünftel.
In Europa wuchs die Nachfrage nach Autos der Münchner um 5,5 % auf rund 228.000 Einheiten. In den USA stieg der Absatz um 1,2 % auf rund 91.000 Autos. Im wichtigen chinesischen Markt dagegen gingen die Auslieferungen um 3,8 % auf knapp 187.500 Fahrzeuge zurück. Für 2024 peilt BMW ein leichtes Wachstum der Auslieferungen an. Vollelektrische Fahrzeuge und Modelle aus dem oberen Premiumsegment sollen zweistellig zulegen. Im vergangenen Jahr wurden insgesamt 2,55 Mio. Autos verkauft und damit deutlich mehr als je zuvor.
Die BMW-Aktie hat derzeit unter den deutschen Autobauern die Pole-Position inne. Kursrücksetzer umgehend als Einstiegschance nutzen; (A–).
- Mercedes verliert in wichtigen Bereichen
Das einstige Kopf-an-Kopf-Rennen von BMW und Mercedes wird immer mehr zu einer einseitigen Angelegenheit. Vor allem, weil die Münchner dort Erfolge erzielen, wo die Stuttgarter ihre strategischen Schwerpunkte gesetzt haben. Die Zahl der E-Auto-Zulassungen schrumpfte bei Mercedes-Benz Cars im 1. Quartal um 8 % auf 47.500 Einheiten, immerhin nur so stark wie der konzernweite Absatz. Die Verkäufe im hochpreisigen Top-End-Segment brachen derweil um mehr als ein Viertel ein, was eine unmittelbare Auswirkung auf die Ergebnisentwicklung im Auftaktquartal haben dürfte. Konzernweit setzte der Absatz entsprechend um 8 % auf 463.000 Fahrzeuge zurück.
In Deutschland brachen die Verkäufe um 17 % ein und auf dem größten Einzelmarkt China um 12 %. Dies liege am Modellwechsel bei der E-Klasse, erklärte der Autobauer. Unter den Segmenten brach das oberste der Spitzenmodelle wie der S-Klasse am stärksten ein, und zwar um 27 % auf 66.600 Fahrzeuge. Hier rechnet Vertriebschefin Britta Seeger aufgrund der anstehenden Neuheiten jedoch mit einer Wende. In zwei Wochen wird z.B. auf der Autoshow in China die Weltpremiere der elektrischen G-Klasse erfolgen.
Mercedes-Benz zählt zu den Langläufern im Depot. Doch Teilgewinnmitnahmen können auf dem akt. Kursniveau nicht schaden; (B+).
- VW mit starken Auftragseingängen
Der Automobilkonzern hat global im Auftaktquartal mit 2,10 Mio. Fahrzeugen insgesamt 3,1 % mehr abgesetzt. Im Volumensegment Core (VW, Skoda, Seat usw.) wurden 6,2 % mehr Autos verkauft. Die Premium-Gruppe mit Audi, Bentley und Lamborghini setzte dagegen 4,7 % weniger ab. Insbesondere bei E-Autos gab es einen kräftigen Dämpfer für den Konzern. Dass der Rückgang „nur“ rund 5.000 Einheiten auf 136.400 Stück betrug, verdankte VW alleine der kräftigen Steigerung in China, wo sich der Absatz von E-Autos des Konzerns auf 41.000 nahezu verdoppelt hat. In den wichtigen Märkten Europa und USA sank der Absatz der Stromer hingegen deutlich.
Die Auftragseingänge in Westeuropa hätten sich allerdings von Januar bis März positiv entwickelt, teilte VW mit. Es seien mehr als doppelt so viele rein elektrische Modelle bestellt worden wie im Vorjahreszeitraum, sodass der Auftragsbestand in diesem Bereich aktuell bei rund 160.000 Fahrzeugen liegt. Im VW-Management geht man davon aus, „dass wir in diesem Segment sowohl in unserer Heimatregion als auch weltweit im Gesamtjahr zulegen werden“.
Bei VW Vz. fährt man langfristig mit und streicht auf jeden Fall die Dividendenrendite von über 7 % mit! (B+).
- Porsche vor neuen Modellen
Der Absatz des Sportwagenbauers verminderte sich im 1. Quartal um 4 % auf 77.640 Einheiten. In Nordamerika und China brachen die Auslieferungen um fast ein Viertel ein. In den USA hielten die Zollbehörden Porsche-Importe auf, da die Autos ein Bauteil aus Westchina enthielten – der Handel mit der Region ist von den USA wegen Menschenrechtsverletzungen sanktioniert. In China ist das Marktumfeld nach Aussagen des Vertriebschefs Detlev von Platen außerdem unverändert herausfordernd. Hinzu kommt ein starker Vorjahreszeitraum aufgrund von Corona-Nachholeffekten. Porsche hält sich nach früheren Angaben hier jedoch bewusst aus der Rabattschlacht heraus, was somit zu Einbußen führt.
Besonders beliebt war der Sportwagen-Klassiker 911. Bei diesem Modell stieg die Auslieferung weltweit um rund 17 %. Vom auslieferungsstärksten Modell Cayenne wurden rund 20 % mehr verkauft. Rückgänge gab es bei den Modellen Macan, Panamera und Taycan. Die Entwicklung war teilweise erwartet worden, da Porsche in diesem Jahr neue Versionen des Panameras und des Elektrosportwagens Taycan sowie den vollelektrischen Kompakt-SUV Macan auf den Markt bringt. Der Typ 911 wird im Frühsommer aufgefrischt. Außerdem startete bereits 2023 der neue Cayenne. Die Übergangszeit zwischen den Modellreihen führt dazu, dass weniger Autos verkauft werden.
Die VW-Tochter Porsche hat noch deutlich mehr PS zu bieten. Die Aktie dürfte bald stärker durchstarten; (A–).
- Grammer mit schwachem Jahresstart
Nachdem der Autozulieferer zuletzt seine endgültigen Zahlen für 2023 veröffentlicht hatte (vgl. ES 15/24), fuhr Grammer nun schon mit den vorläufigen Kennziffern zum 1. Quartal vor. Hier kam es zu einem Umsatzrücksetzer auf rund 556,6 (589,1) Mio. €. Das operative Ebit entwickelte sich mit rund 2,4 (13,9) Mio. € noch schwächer.
Neben dem Umsatzrückgang belasteten hier noch zusätzlich höhere Kosten aufgrund von volatiler Werksauslastungen, Anlaufkosten für das neue Werk in den USA sowie Währungsverluste. Dennoch hält Grammer an seiner Prognose für 2024 fest. Sie beinhaltet einen konstanten Umsatz von rund 2,3 Mrd. € sowie ein operatives Ebit von rund 75,0 (56,8) Mio. €.
Die Q1-Zahlen sind zunächst enttäuschend, dennoch stimmt der Grammer-Ausblick durchaus positiv; (B+).
- Daimler Truck mit Absatzrückgang
Der Lkw-Bauer hatte bereits bei der Vorlage der Bilanz für 2023 darauf verwiesen, dass sich eine Normalisierung auf dem globalen Nutzfahrzeugmarkt einstellt. Entsprechend erklärte Vorstandschef Martin Daum zuletzt: „Die Absatzahlen im 1. Quartal 2024 spiegeln die erwartete Normalisierung der globalen Lkw-Märkte und ein schwaches Umfeld in wichtigen Märkten in Asien wider.“
Von Januar bis März sank der Absatz des DAX-Konzerns um 13 % auf 108.911 Einheiten. Der Rückgang entstand allein im Lkw-Segment, da sich das Busgeschäft weiter leicht erholte. Hier stieg der Verkauf um 1 % auf rund 5.604 Fahrzeuge. Mit Abstand am schwächsten lief das Lkw-Geschäft zum Jahresauftakt in Asien. Dort sank der Absatz um 29 % auf etwa 28.500 Einheiten. In der bedeutendsten Region Nordamerika verringerte sich die Zahl um 5 % auf 46.220.
Für das gesamte Jahr erwartet der Konzern einen Absatz von 490.000 bis 510.000 Lkw und Bussen. Nach dem Anstieg im vergangenen Jahr um 1 % auf rund 526.000 Einheiten wäre dies ein Rückgang um 3 bis 7 %.
Die mittelfristigen Aussichten sind für Daimler Truck einfach zu gut, sodass sich die Aktie nicht verunsichern ließ. Die Dividendenrendite von über 4 % sollte man sich ohnehin nicht entgehen lassen; (A–).