Die September-Inflationsdaten aus den USA sorgten einmal mehr für Kurskapriolen an den Aktienmärkten. Der Zinskurs der Notenbanken ist damit nochmals glasklar aufgezeigt. In dieser Berichtswoche gönnen sich die Anleger dennoch zumindest eine kurze Auszeit von den Zins- und Inflationsängsten,womit andere Themen wieder Beachtung finden.
Im Grunde überraschten die jüngsten Inflationszahlen der USA für den September nicht. Die Daten zeigen, dass die hohe Inflation zwar tendenziell auf dem Rückzug ist, aber halt nur tendenziell. So stiegen die Verbraucherpreise gegenüber dem Vorjahresmonat um 8,2 % und damit etwas deutlicher als erwartet. Im August hatte allerdings die Inflationsrate noch 8,3 % erreicht. Nach diesen Zahlen gingen die globalen Börsen erst einmal auf Berg- und Talfahrt. Letztendlich sind damit alle Spekulationen vom Tisch, wonach die Fed bei ihrer Zinsanhebungspolitik die Zügel etwas lockern könnte. Zumindest in dieser Berichtswoche dürfte der Fokus dennoch zunächst in eine andere Richtung schwenken. Denn die EZB trifft sich erst am 27. Oktober und die Fed am 2. November zur nächsten Sitzung.
Ein gewisser Unsicherheitsfaktor kommt ohne Frage von den Nachbarn aus Großbritannien bzw. vielmehr vom britischen Anleihemarkt. Soeben hat die neue Premierministerin Liz Truss ihren bisherigen Finanzminister Kwasi Kwarteng vom Hof gejagt und sogleich einen Teil der ohnehin umstrittenen Steuerentlastungen gekippt. Ob dies reicht, um den ausgeuferten britischen Haushalt wieder ins Lot zu bringen, ist jedoch mehr als fraglich. Zumindest nimmt es aber etwas Druck von der britischen Notenbank.
Für die Bullen könnte es dennoch nun etwas Rückendeckung geben. Am 8. November finden in den USA Zwischenwahlen statt. Und hier gibt die Saisonalität ganz klar wieder grünes Licht für Anleger. In den Zwischenwahljahren, in denen sich ein US-Präsident der Demokratischen Partei in seinem 2. Amtsjahr befand, gab es mit lediglich einer Ausnahme im Jahr 1990 immer Kursanstiege vor den Wahlen zu beobachten. Gleichzeitig dürfte es auch von der aktuellen Berichtssaison nach wie vor positive Impulse geben. In Übersee legen in der aktuellen Woche mit Tesla oder Netflix echte „Anlegerlieblinge“ ihr Zahlenwerk vor.
Das wichtige Q4 hatte keinen leichten Start. Dennoch bleibt es bei der Einschätzung, dass viel Ungemach bereits in den Kursen enthalten ist.
Aktienmarkt
RWE und E.on profitierten von der Nachricht, dass die verbleibenden drei deutschen Atomkraftwerke bis maximal Mitte April kommenden Jahres weiterlaufen können.
Bei Lufthansa kam die Verdopplung des Gewinnziels für 2022 überaus gut an.
Die Notierung von Nordex hatte ebenso Rückenwind.
Gerresheimer punktete mit überzeugenden Daten für das 3. Quartal.
Auch Südzucker hatte überaus erfreuliche Nachrichten im Gepäck, woraufhin die Aktie deutlich gesucht war.
Bei Drägerwerk belastete dagegen der reduzierte Ausblick deutlich. Das Papier rauschte zeitweise sogar auf den tiefsten Stand seit dem Jahr 2010.
Ebenso kam die gesenkte Prognose bei Klöckner & Co gar nicht gut an der Börse an.
Die Wall Street befand sich zwischenzeitlich regelrecht auf Achterbahnfahrt. Zuletzt fassten die Anleger wieder etwas Mut.
UnitedHealth überzeugte mit einem überraschend starken 3. Quartal, was die Aktie deutlich nach oben trieb (s.S.31).
Hingegen kappte Beyond Meat seine Umsatzprognose für 2022. Auch die daraufhin angekündigten Kostensenkungen konnten die Anleger nicht besänftigen.
Nach der Umsatz- und Gewinnwarnung geriet die Aktie von Applied Materials unter Druck. Ein Teil der Kursverluste konnte der Anlagebauer für die Halbleiterindustrie jedoch wieder wett machen.