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Der ES-Adventskalender

Trump is back – und baut schon kräftig seine Führungsriege zusammen. Für seine zweite Amtszeit als US-Präsident hatte Donald Trump bereits während des Wahlkampfs eine protektionistische Handelspolitik und hohe Einfuhrzölle in Aussicht gestellt. Diese Entwicklungen werden auch Auswirkungen auf die deutsche Wirtschaft haben, ganz abgesehen vom Aus der Ampel-Regierung in Deutschland. Deshalb jetzt das Depot für die Zeitenwende neu aufstellen!

Ohne Frage, die europäischen Unternehmen dürften zu den Leidtragenden einer protektionistischen US-Handelspolitik inklusive aggressiver Strafzölle unter Donald Trump gehören. Seine zweite Präsidentschaft wird die ganze europäische Wirtschaft treffen, vor allem die deutsche. Während die erste Amtszeit von Trump noch auf eine deutsche Wirtschaft in Hochblüte traf und das Wirtschaftswunder 2.0 gefeiert wurde, kommen nun mögliche Strafzölle, die Deregulierung des US-Finanzsektors und geopolitische Spannungen zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt. Nach vier Jahren Stagnation und strukturelle Schwäche ist Deutschland nicht nur zum „kranken Mann Europas“ heruntergewirtschaftet worden, sondern auch verwundbarer als vor acht Jahren. Somit war auch der Zeitpunkt für den Bruch der Ampel-Regierung extrem ungünstig, aber letztendlich folgerichtig. Die Bedeutung der Vereinigten Staaten für Deutschlands Exportwirtschaft ist aktuell so groß wie nie in den letzten 20 Jahren, stellte das Statistische Bundesamt fest. 2023 wurden Güter im Wert von 157,9 Mrd. € in die USA exportiert, dies entspricht 9,9 % der deutschen Ausfuhren. Die USA waren damit das neunte Jahr in Folge der wichtigste Abnehmer deutscher Exporte. Im 1. Halbjahr 2024 setzte sich die Serie fort.

Aber noch ist völlig unklar, ob und wie entsprechende Zölle eingeführt werden. Es ist jedoch auch davon auszugehen, dass Trump zunächst eine entsprechende Drohkulisse aufgebaut hat, um später Zugeständnisse mit den verschiedenen Ländern auszuhandeln. Die wachsende Bedeutung der Politik für die Wirtschaft ist ein schrittweiser Wandel, der schon länger läuft. Die US-Wahl ist somit nur ein drastischer Zwischenschritt. Die Zeit stabiler Rahmenbedingungen ist schon länger vorbei, wie auch die aktuelle politische Entwicklung in Deutschland zeigt. Konzernvorstände müssen viel stärker als früher politische Entscheidungen berücksichtigen, wenn sie Standorte oder mögliche Akquisitionen erwägen. Einige deutsche Branchen werden es in den kommenden Monaten jedoch schwer haben. Dazu dürften die Automobilindustrie sowie der Sektor Erneuerbare Energien zählen. Kein Grund schwarz zu malen, denn es gibt auch hierzulande Unternehmen, die während Trump Trade 2.0 für eine gute Aktienperformance sorgen dürften. Deshalb ist jetzt der richtige Zeitpunkt, um die Investmententscheidungen für die kommenden Monate zu treffen.

  • Siemens Healthineers mit starken Abwehrkräften

Der Medizintechnikkonzern erwartet keine besonderen Auswirkungen der Wahlergebnisse in den USA auf sein Geschäft. Kein Wunder, schließlich eignet sich das Gesundheitswesen auch nicht für Handelskriege. Außerdem ist der Medizinsektor in den Vereinigen Staaten weniger staatlich reguliert und stand auch nicht im Fokus des Wahlkampfes. Das DAX-Unternehmen ist abgesehen davon sehr gut positioniert für Differenzen zwischen den USA und China, da es in beiden Märkten jeweils für den lokalen Bedarf produziert. Im abgelaufenen Geschäftsjahr 2023/24 (30.09.) schraubte Siemens Healthineers seinen Umsatz um 3,1 % auf 22,4 Mrd. € hoch. Das bereinigte Ebit legte um 8 % auf 3,51 Mrd. € zu. Der Gewinn nach Steuern machte einen Satz von 1,53 auf 1,96 Mrd. €. Außerdem konnte der Medizintechnikspezialist seinen Free Cashflow deutlich um 66 % auf 2,13 Mrd. € ausbauen. „Mit einem sehr guten 4. Quartal haben wir trotz der aktuellen Marktschwäche in China unsere Ziele für das Geschäftsjahr erreicht“, erklärte Konzernchef Bernd Montag. „Dieses Momentum nehmen wir mit ins Geschäftsjahr 2025“. Auf der Agenda steht ein Umsatzplus von 5 bis 6 % sowie ein bereinigtes unverwässertes Ergebnis je Aktie von 2,35 bis 2,50 (2,23) €. Am Aktienmarkt wurden diese Ziele für das neu angelaufene Geschäftsjahr 2024/25 als sehr konservativ eingestuft. Es dürfte also mit der einen oder anderen positiven Überraschung gerechnet werden. Zunächst können sich die Aktionäre auf eine konstante Dividende von 0,95 € je Aktie freuen.

Die Siemens Healthineers-Aktie (ISIN: DE000SHL1006) kommt gerade wieder richtig in Schwung – ein guter Einstiegsmoment! 

  • Fielmann goes USA

Die Optikerkette verzeichnet gerade dank ihrer jüngsten Zukäufe in den USA eine schwungvolle Entwicklung. Und daran dürfte sich auch zukünftig nichts ändern. Der deutsche Brillenhersteller erweitert seine Präsenz in den USA schließlich durch den Erwerb etablierter amerikanischer Unternehmen. Im vergangenen Jahr übernahm Fielmann SVS Vision, einen Optiker mit über 80 Standorten, sowie den Online-Anbieter Befitting. Zuletzt wurde die Präsenz im weltgrößten Augenoptikmarkt noch durch die Akquisition von Shoptikal Topco (Shopko Optical) ausgebaut. Zudem zahlt sich für den deutschen Branchenprimus das laufende Sparprogramm positiv aus. Für das 3. Quartal verbuchte der SDAX-Konzern erneut ein zweitstelliges Wachstum. So kletterte der Umsatz um 15,3 % auf 601 Mio. €. Das Ebitda verbesserte sich um 8,8 % auf 142 Mio. €. Unterm Strich sank der Gewinn u.a. wegen höherer Integrationskosten im Zusammenhang mit der jüngsten Übernahme sowie Aufwendungen für das Restrukturierungsprogramm zunächst um 7,3 % auf 39,2 Mio. €. Für das Geschäftsjahr 2024 erwartet Europas größte Optikerkette einen Anstieg des Konzernumsatzes um rund 15 % auf 2,30 Mrd. €. Die operative Gewinnmarge werde im Europa-Geschäft voraussichtlich bei knapp 23 % liegen. In den USA wird sie zunächst niedriger erwartet. Für das kommende Jahr geht man jedoch von einer deutlichen Steigerung aus. Die Mitte des Jahres übernommene Shopko Optical peilt für 2024 einen Umsatz von rund 2,3 Mrd. € an und soll ein „vergleichbares Margenziel“ wie die deutsche Muttergesellschaft haben. Fielmann gilt zudem als fleißiger Dividendenzahler. Für 2024 dürfte zumindest eine konstante Ausschüttung von  1,00 € je Aktie aufgerufen werden.

Die jüngsten Kursrücksetzer sollten nicht überbewertet werden. Der Ausbau des US-Geschäfts ist folgerichtig und bietet enormes Potenzial. Somit nutzt man die aktuellen Abstauberkurse bei Fielmann (ISIN: DE0005772206)! 

  • Kion baut auf eigene US-Tochter

„Wenn man in Amerika gute Geschäfte machen will, hat man einen erheblichen Nachteil, wenn man versucht zu exportieren“, sagt der Amerikaner Rob Smith, der 1965 in Augsburg geboren wurde und den MDAX-Konzern führt. Sinnvoller ist es, über eine Präsenz vor Ort zu verfügen. Kion ist in der Lage, „überall zu produzieren und von überall zu exportieren“. Der Anbieter von Flurförderzeuge betreibt eine Tochtergesellschaft in den USA mit Sitz in South Carolina. Diese Niederlassung ist für die Herstellung, den Vertrieb und den Service in Nordamerika zuständig und bedient die USA, Kanada sowie Mexiko. Die lokale Präsenz in den USA ermöglicht es Kion, effizient auf regionale Marktanforderungen zu reagieren und seine Marktposition in einer der wichtigsten Logistikregionen der Welt zu stärken. Dank seines chinesischen Ankeraktionärs Weichai Power, der rund 46,5 % am Konzern hält, ist außerdem das Geschäft in China ein „Heimspiel“ für den Hersteller von Gabelstaplern, der sich immer stärker auf die Lagerautomatisierung fokussiert. Insgesamt zeichnet sich die Produktpalette durch eine starke Diversifikation aus. Somit hat Kion in den vergangenen Monaten vermehrt eher günstigere und kleinere Lagertechnik verkauft. Auf 9-Monatssicht ergab sich zuletzt ein Auftragseingang von 7,51 (7,91) Mrd. €. Der Umsatz zog in dem Zeitraum leicht um 1,1 % auf 8,44 Mrd. € an. Das operative Ergebnis schraubte Kion in beiden Unternehmenssparten Industrial Trucks & Services sowie Supply Chain Solutions hoch. In der letzteren Sparte fiel der Sprung des bereinigten Ebit in den ersten 9 Monaten auf 70,5 (30,7) Mio. € sehr deutlich aus. Höhere Ergebnisbeiträge aus dem Servicegeschäft, Effizienzmaßnahmen in der Projektumsetzung sowie die fortgeschrittene Abarbeitung der margenschwächeren Altaufträge hatten für den Schub gesorgt. Insgesamt verbesserte sich das bereinigte Ebit um 16,6 % auf 666,7 Mio. €. Die bereinigte Ebit-Marge legte somit auf 7,9 (6,9) % zu. Auch unterm Strich wuchs der Gewinn auf 255,6 (228,3) Mio. €. Ebenfalls erfreulich war die Entwicklung des Free Cashflow auf 431,3 (329,3) Mio. €. Außerdem stapelte Kion seine liquiden Mittel zum 30.09. auf 395,5 (311,8) Mio. €. Als konkretisierte Jahresziele hat das Management bei Erlösen von 11,3 bis 11,7 (11,4) Mrd. € ein bereinigtes Ebit von 850 bis 910 (790,5) Mio. € in Aussicht gestellt.

Die Kion-Aktie (ISIN: DE000KGX8881) ist mit einem akt. Börsenwert von 4,4 Mrd. € sowie einem Kursbuchwert von 0,76 ein echtes Schnäppchen. 

  • Hensoldt schützt Europa

Unter dem US-Präsidenten Trump dürfte sich der Druck der USA auf die Nato-Staaten zur Erhöhung ihrer Rüstungsausgaben verstärken. Dies hätte auch maßgebliche Folgen für den Rüstungszulieferer. Bereits die steigenden Militärausgaben nach dem russischen Überfall auf die Ukraine halten Hensoldt auf Wachstumskurs. In den ersten drei Quartalen war der Auftragseingang unter anderem durch Bestellungen der Bundeswehr auf rund 1,86 (1,28) Mrd. € angezogen. Die Erlöse stiegen um 21,3 % auf 1,38 Mrd. €. Zwar wurde die Profitabilität weiter hochgeschraubt und mündete in einem Zuwachs des bereinigten Ebitda um 24,1 % auf 187 Mio. €, unterm Strich blieb jedoch ein Fehlbetrag von –48 Mio. €, verglichen mit einem Verlust von –3 Mio. € im Vorjahr. Diese Zahlen reflektieren zum einen zwar das starke Wachstum, zum anderen aber auch die dafür notwendigen hohen Investitionen in das laufende Geschäft.

Vorstandschef Oliver Dörre sieht den Spezialisten für Radare und Sensoren, an dem auch der italienische Rüstungskonzern Leonardo beteiligt ist, nun in einer Position der Stärke auch mit Blick auf die Konsolidierung der Branche. Auf Jahressicht peilt der Konzern weiterhin einen Umsatz von 2,3 Mrd. € und eine bereinigte Ebitda-Marge von 18 bis 19 % an. „Die Dynamik, die wir in den ersten 9 Monaten gesehen haben, werden wir auch im letzten Quartal sehen“, sagte CFO Christian Ladurner.

Hensoldt (ISIN:  DE000HAG0005) steht erst am Anfang eines Aufwärtstrends, hier schlummert noch reichlich Kurspotenzial.