Für einen deutlichen Kurseinbruch sorgte die Nachricht, dass ein Fähranleger in den USA eingestürzt ist. Eine Bilfinger-Tochter war seinerzeit an dem Bau des Docks beteiligt. Doch mit Hiobsbotschaften kennt sich der Konzern aus. So hatten u.a. die Energiewende und der Atomausstieg in Deutschland für das MDAX-Unternehmen erhebliche wirtschaftliche Konsequenzen. Doch Bilfinger hat sich immer wieder erfolgreich den Marktgegebenheiten angepasst und erfreut seine Aktionäre mit einer krisensicheren und zuverlässigen Ausschüttung!
Nach der Atomkatastrophe von Fukushima 2011 beschloss die deutsche Bundesregierung bekanntlich eine rasche Rückführung der Kernenergie, was zur Schließung aller Kernkraftwerke bis 2022 führte. Da Bilfinger Dienstleistungen und Wartungen für diese Kraftwerke bereitstellte, wirkte sich die Umstellung auf Erneuerbare Energien und der sukzessive Ausstieg aus der Atomkraft direkt auf die Auftragslage des Unternehmens in diesem Segment aus. Der Atomausstieg in Deutschland zwang das Unternehmen somit dazu, sich neu zu positionieren und alternative Geschäftsfelder zu erschließen. So wurde der Bereich industrielle Wartungs- und Ingenieurdienstleistungen noch stärker ausgebaut.
Auf einen Blick
Bilfingers operatives Geschäft setzt somit auf die beiden Segmente Engineering & Maintenance und Technologies und ist überwiegend in Europa, in Nordamerika und im Mittleren Osten aktiv. Die Kunden kommen aus den Bereichen Energie, Chemie & Petrochemie, Pharma & Biopharma sowie Öl & Gas. Das Leistungsportfolio deckt dabei die gesamte Wertschöpfungskette ab: Consulting, Engineering, Fertigung, Montage und Instandhaltung über die Erweiterung von Industrieanlagen bis hin zu digitalen Anwendungen. In diesen Sparten verfügt die Gesellschaft über eine international anerkannte Expertise. Doch Unfälle können dennoch nicht komplett vermieden werden. Ein trauriges Beispiel dafür ist der Einsturz des Schiffsanlegers in den USA mit sieben Toten. Noch ist nicht klar, inwieweit der Industriedienstleister überhaupt in den Vorfall involviert ist. Fakt ist: Die Bilfinger-Tochtergesellschaft Centennial Contractors Enterprises war als Generalunternehmen für den Bau des Docks und der Anlegestelle verantwortlich. Das Bilfinger-Management hat sofort nach dem Unglück reagiert und erklärt, dass man die entsprechenden Behörden bei den Untersuchungen unterstützen wird, um die Ursache des tragischen Vorfalls zu ermitteln. Ob und wie hoch ein Schaden für Bilfinger ausfallen könnte, ist bisher nicht abzuschätzen. Im Fall der Fälle dürfte aber ein bedeutender Anteil an Haftungsansprüchen versicherungstechnisch abgedeckt sein.
Wenn sich der politische Wind dreht ...
Bilfinger betreut außerdem abseits von Deutschland nach wie vor Kunden aus der Nuklearindustrie. Die Produkte und Dienstleistungen unterstützen den gesamten Lebenszyklus von kerntechnischen Anlagen, Komponenten und Systemen. Und auch hier umfasst das Angebot von der Konzeption und Planung über Fertigung, Bau, Inbetriebnahme, Instandhaltung und Modernisierung bis hin zum Rückbau und der Behandlung radioaktiver Abfälle alles. Sollte es zu einer Änderung der deutschen Klimapolitik kommen, wenn z.B. mit dem Ende der Ampel eine Rückkehr der AKWs in den deutschen Stromkreislauf ansteht, dann dürfte Bilfinger auch hier wieder im Mittelpunkt des Interesses stehen.
Großzügiger Dividendenzahler
Am 14. November wird Bilfinger seine Bilanz für die ersten 9 Monate veröffentlichen. Schon im 1. Halbjahr hatte die Integration der niederländischen Stork-Gruppe dem Konzern erste Synergiegewinne beschert. Neben dem Stork-Deal profitiert man von einer stabilen bis positiven Nachfrage. „In einem volatilen Marktumfeld setzen Unternehmen vermehrt auf Outsourcing, woraus sich für uns zusätzliche Chancen für nachhaltiges Wachstum ergeben“, sagte CEO Thomas Schulz zuletzt. Im aktuellen Geschäftsjahr soll die Ebita-Marge auf 4,8 bis 5,2 (4,3) % ansteigen, bei anvisierten Erlösen von 4,8 bis 5,2 (4,5) Mrd. €. Die Mittelfristziele für den Umsatz sehen außerdem ab 2025 bis 2027 jährlich ein Wachstum aus eigener Kraft um 4 bis 5 % vor. Die operative Marge soll in diesem Zeitraum auf 6 bis 7 % steigen. Nach 1,80 € Dividende je Aktie für 2023 traut man Bilfinger außerdem für das akt. Geschäftsjahr durchaus eine weitere Erhöhung auf 2,10 € zu.
Bilfinger hat genug Power, um sich von der jüngsten Kursdelle wieder zu erholen. Die Aktie lockt schließlich mit einer Dividendenrendite von über 4 %!
ISIN: DE0005909006/WKN: 590900