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Berichtssaison hält Wall Street in Atem

Der US-Autoriese General Motors  (GM) wird nach dem 3. Quartal angesichts anhaltend hoher Verkaufspreise etwas zuversichtlicher für seine Gewinne. Im Berichtszeitraum stieg der Konzernumsatz um 10,5 % auf 48,8 Mrd. $. Der bereinigte Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) legte um 15,5 % auf 4,1 Mrd. $ zu. Der auf die Aktionäre entfallende Gewinn blieb mit knapp 3,1 Mrd. $ jedoch nur stabil, vor allem wegen Verlusten von Gemeinschaftsunternehmen in China und aufgrund höherer Steuern. Im Gesamtjahr dürften je Aktie nun um Sonderposten bereinigt 10,00 bis 10,50 $ Gewinn erzielt werden. Bisher waren 9,50 bis 10,50 $ angepeilt.

GM gibt weiter Gas. Dabeibleiben! (B+). 

Bereits zum 3. Mal in diesem Jahr hat der Flugzeug- und Triebwerkshersteller GE Aerospace seine Gewinnprognose angehoben. Grund ist u.a. eine starke Nachfrage der Fluggesellschaften nach Dienstleistungen. Zwischen Juli und September erzielte der Konzern einen Umsatz von 9,84 (9,30) Mrd. $. Unter dem Strich schnellte das Ergebnis von 333 Mio. $ im Vorjahr auf 1,89 Mrd. $ an. Der Vorstand peilt nun für 2024 einen bereinigten Gewinn von 4,20 bis 4,35 $ je Aktie für 2024 an, anstatt 3,95 bis 4,20 $ wie zuletzt im Juli prognostiziert. Die frühere General Electric profitiert derzeit eigentlich von der boomenden Flugzeug-Nachfrage, kommt aber mit den Lieferungen kaum hinterher. Dies liegt vor allem an Lieferkettenproblemen, die das Unternehmen seit Längerem versucht zu beheben.

Nach einem kleinen Kurstief dürfte es für GE Aerospace langfristig wieder aufwärts gehen; (B+).

Zwischen Juli und September steigerte 3M seine Ergebnisse deutlich und gibt sich entsprechend zuversichtlich für den weiteren Jahresverlauf. Der Umsatz blieb mit knapp 6,3 Mrd. $ auf Vorjahresniveau. Unter dem Strich verdiente der Mischkonzern 1,37 Mrd. $. Im Vorjahr war wegen milliardenschwerer Vergleiche etwa im Zusammenhang mit verschmutztem Trinkwasser noch ein Verlust von knapp –2,1 Mrd. $ angefallen. Im Gesamtjahr soll das bereinigte Ergebnis aus dem fortgeführten Geschäft 7,20 bis 7,30 $ je Aktie betragen, das wären am unteren Ende der Spanne gut 0,20 $ mehr als bisher anvisiert. Der bereinigte Umsatz soll nun um 1 % im Vergleich zum Vorjahr zulegen. Zuvor hatte das Unternehmen sowohl einen Rückgang bis zu –0,25 % als auch einen Zuwachs bis zu 1,75 % im Visier.

Bei 3M trägt der Umbau deutliche Kurs-Früchte. Hier gibt man keinesfalls Stücke aus der Hand; (B+). 

Trotz eines guten Neukundengeschäfts musste Verizon im 3. Quartal einen deutlichen Gewinnrückgang verbuchen. Der Umsatz verharrte gegenüber dem Vorjahr bei rund 33,3 Mrd. $. Wegen milliardenschwerer Abfindungszahlungen im Rahmen von Entlassungen rutschte der Gewinn um rund 30 % auf 3,4 Mrd. $ ab.

Verizon zeigt sich im hart umkämpften Telekom-Markt derzeit eher reizlos; (B–).

Die Schwäche im Beratungs- und Infrastrukturgeschäft bremst den Computergiganten IBM weiter aus. In den 3 Monaten bis Ende September stieg der Umsatz im Jahresvergleich um 1 % auf 15 Mrd. $. Unter dem Strich gab es einen Verlust von –330 Mio. $, nach schwarzen Zahlen von 1,7 Mrd. $ im entsprechenden Vorjahresquartal. Die verschiedenen IBM-Bereiche schnitten uneinheitlich ab. Der Umsatz im Software-Geschäft stieg um fast 10 % auf 6,5 Mrd. $. Die Beratungssparte stagnierte bei 5,2 Mrd. $. Der einstige Computer-Pionier arbeitet schon seit Jahren an einer Neuausrichtung auf Software und Dienstleistungen.

Trotz roter Zahlen scheint das Investorenvertrauen weiter anzuhalten. Wem die Situation jedoch zu heiß wird, sichert Gewinne ab; (B+).

Texas Instruments (TI) bekommt die schwache Chip-Nachfrage zu spüren. Für das 3. Quartal gab der Konzern einen Umsatzrückgang um 8 % auf 4,15 Mrd. $ an. Der Nettogewinn fiel mit 1,36 Mrd. $ um 20 % zurück. Im vorangegangenen Quartal hatte TI noch dank einer wieder anziehenden Nachfrage einen überraschend hohen Gewinn vorgelegt. Dennoch kürzte der Konzern seine Investitionspläne auf 2–5 (zuvor: 5) Mrd. $ bis 2026 zusammen. Der aktivistische Investor Elliott wirft dem Management u.a. vor, weit über die erwartete Nachfrage hinaus zu produzieren. Stattdessen solle es sich darauf konzentrieren, den Cashflow, der als Gradmesser für die Dividendenhöhe gilt, zu verbessern.

Der Einstieg Elliotts hatte TI gestützt. Die Vorwürfe können jedoch verstärkt für Unruhe sorgen; (B).

Der neue Boeing-Chef Kelly Ortberg bereitet Anleger und Mitarbeiter nach über fünf Jahren Dauerkrise auf eine noch längere Durststrecke vor. Es werde Zeit brauchen, um den Konzern wieder zu alter Stärke zurückzubringen. In den 3 Monaten bis Ende September schrieb der Konzern tiefrote Zahlen. Der Umsatz fiel ebenfalls leicht auf 17,84 (18,10) Mrd. $ zurück. Wegen des wochenlangen Streiks von 33.000 Beschäftigten, einer weiteren Verzögerung beim modernisierten Großraumjet 777X und milliardenschweren Mehrkosten in der Rüstungs- und Raumfahrtsparte stand unter dem Strich ein Minus von fast –6,2 (–1,6) Mrd. $ in den Büchern. Dies dürfte sich auch erst einmal nicht ändern, denn die Gewerkschaft hatte den jüngsten Vorschlag erneut abgewiesen.   

Die Aussagen von Boeing-Chef Ortberg überraschen wenig. Hier bleiben die VK-Hinweise weiter bestehen; (B–).

T-Mobile US setze auch in den 3 Monaten bis Ende September ihren Wachstumskurs fort. Allein im Berichtszeitraum gewann der Anbieter 865.000 neue Vertragskunden. T-Mobile begründete das starke Plus mit einer höheren Zahl an Menschen, die von Prepaid auf Verträge umstiegen. Der Umsatz mit Dienstleistungen wie Daten kletterte in den Monaten Juli bis September um 5,1 % auf 16,7 Mrd. $. Unter dem Strich stand ein Gewinn von 3,0 (2,1) Mrd. $ in der Bilanz – und die Rally soll weitergehen: Über alle Segmente hinweg will Konzernchef Mike Sievert 2024 nun 5,6 bis 5,8 Mio. neue Vertragskunden erzielen. Bislang standen 5,4 bis 5,7 Mio. auf dem Zettel.

Bei T-Mobile US lässt man den Restbestand in aller Ruhe weiterlaufen; (B+).